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Diskriminierungsvorfall bei Bergbahn Pischa in Davos

Links: Aushang in Hebräisch; rechts: Piste Pischa Davos (Quelle: https://www.pischadavos.ch/)
Links: Aushang in Hebräisch; rechts: Piste Pischa Davos (Quelle: https://www.pischadavos.ch/)

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Lena Wallner ¦       Links: Aushang in Hebräisch; rechts: Piste Pischa Davos (Quelle: https://www.pischadavos.ch/)

KOMMENTAR

 

Von der Bergbahn Pischa in Davos wurde ein für jüdische Gäste ein Aushang in Hebräisch angebracht, der besagt, dass aufgrund wiederholter Vorfälle keine Sportausrüstung wie Schlitten und Skis an Juden vermietet wird. Der Text des Aushangs lautet wie folgt: "Aufgrund verschiedener sehr ärgerlicher Vorfälle, darunter der Diebstahl eines Schlittens, vermieten wir keine Sportgeräte mehr an unsere jüdischen Brüder. Dies betrifft alle Sportgeräte wie Schlitten, Airboards, Skis und Schneeschuhe. Vielen Dank für Ihr Verständnis."

 

Ein derartiges Vorgehen ist inakzeptabel und jegliche Form von Diskriminierung muss auf das Schärfste verurteilt werden. Es ist untragbar, Menschen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit von Dienstleistungen auszuschließen. Unsere Solidarität gilt allen betroffenen Juden, die mit solcher Ungerechtigkeit konfrontiert sind.

 

Wir haben bei der Bergbahn nachgefragt, um mehr über die Hintergründe dieser Maßnahme zu erfahren, und erhielten vom Bergrestaurant folgende Antwort:

 

„Es ist leider absolut kein Einzelfall, das sind tagtägliche Erfahrungen die wir machen mussten. Wir haben jüdische Gäste die in Strassenschuhen Schlittenmieten wollen, diese dann einfach auf der Piste stehen lassen und den Rettungsdienst anfordern obwohl sie nicht verletzt sind. Wir müssen dann die Schlitten wieder einsammeln, sofern sie noch zu finden sind. Wir haben Hochschwangere die nicht einsehen wollen warum wir ihnen keine Geräte vermieten wollen. Wir bekommen Schlitten und Airboards gar nicht mehr oder defekt zurück und keiner will dafür grade stehen. Geräte die andere Gäste gemietet haben und während des Mittagessens bei unserem Shop deponieren, werden entwendet für Testfahrten hinter dem Haus. Die besten Plätze auf der Terrasse oder im Restaurant werden mit «Picknickern» bevölkert, obwohl jeder weiss, dass man in einem Schweizer Restaurant auch konsumieren muss. Wo bleibt da der Anstand uns und unseren zahlenden Gästen gegenüber?

 

Wir wollen das Risiko nicht mehr tragen, dass irgendwann einer dieser Gäste einen schweren Unfall baut und uns dafür zur Rechenschaft zieht. Wir wollen den täglichen Aerger nicht mehr und entscheiden uns darum, dass wir von unserem Recht Gebrauch machen, zu entscheiden wer unser Eigentum mieten kann und wer nicht.

 

Wenn sich gewisse Touristengruppen nicht an die minimalsten Anstandsregeln im Gastland halten wollen, ist das ihr Problem, das sie ganz leicht beheben könnten, in dem sie sich an die Gepflogenheiten in der Schweiz anpassen. Dass wir ihnen dann nichts mehr vermieten wollen, hat nichts aber auch gar nichts mit Glauben, Hautfarbe oder persönlichen Neigungen zu tun, sondern nur damit, dass wir keine Lust mehr haben auf diese täglichen Diskussionen und Reibereien!

  

mit freundlichen Grüssen

Bergrestaurant Pischa"

 

Die "Entschuldigung" der Bergbahn ist in diesem Zusammenhang nicht akzeptabel. Während die Bergbahn legitime Bedenken hinsichtlich des Missbrauchs von Sportausrüstung und des Verhaltens einiger Gäste äußert, ist es unangemessen und diskriminierend, eine ganze religiöse Gruppe für das Fehlverhalten einzelner zu bestrafen.

 

Die Bergbahn sollte alternative Lösungen suchen, um mit den konkreten Problemen umzugehen, ohne auf eine diskriminierende Richtlinie zurückzugreifen. Es ist wichtig, dass Unternehmen fair und gerecht handeln, ohne Menschen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit auszuschließen.

 

Als Gesellschaft müssen wir mehr denn je zusammenstehen und uns gegen jegliche Formen von Diskriminierung und Ungerechtigkeit einsetzen. Jeder Mensch verdient Respekt und gleiche Behandlung, unabhängig von seiner Herkunft oder Religion. Wir hoffen aufrichtig, dass die Verantwortlichen diesen Vorfall ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sich so etwas nie wiederholt.

Bildquelle: Twitter/X
Bildquelle: Twitter/X

Zwischen Missverständnissen und konstruktiven Lösungen: Davos und die jüdisch-orthodoxen Touristen

 

Im September letzten Jahres sorgte Davos bereits für Schlagzeilen, als Berichte über jüdisch-orthodoxe Touristen, die in der Stadt für Unruhe sorgten, die Runde machten. Davos ist seit langem ein Anziehungspunkt für jüdische Gäste, die zahlreiche Hotelübernachtungen generieren und damit einen wichtigen Beitrag zum Tourismus leisten. Dennoch scheint nicht alles im Einklang zu sein.

 

Die damalige Kontroverse entstand, als Reto Branschi, Direktor von Davos Klosters Tourismus, das Dialogprojekt mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) einseitig stoppte. Berichten zufolge sollen einige jüdische Touristen den Respekt vermissen lassen, Abfall liegen lassen und sich nicht an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Ein Video, das über soziale Medien verbreitet wurde, zeigte, wie jüdische Touristen mit einem Kinderwagen einen Mountainbike-Trail blockierten, was für zusätzliche Unzufriedenheit sorgte.

 

Die Stimmung in Davos war damals gespalten: Während Einheimische mehrheitlich positiv über die jüdischen Gäste sprachen, betonten sie, dass nicht die gesamte Gästegruppe negativ auffällt. Nach einem klärenden Gespräch zwischen Branschi und dem Generalsekretär des SIG, Jonathan Kreutner, wurde deutlich, dass Missverständnisse auf beiden Seiten zu der Kontroverse beigetragen haben. Es wurde angestrebt, eine Taskforce einzurichten, um konstruktive Lösungen zu erarbeiten und die Beziehung zwischen der Gemeinschaft und den Touristen zu verbessern.

 

Beide Seiten zeigten sich offen für eine Lösungsfindung und betonen die Notwendigkeit eines respektvollen und harmonischen Miteinanders.

 

 

> FORTSETZUNG: Anzeige wegen Rassismus: Stellungnahme des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds zu diskriminierendem Plakat in Davos


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Kommentare: 3
  • #3

    Muller (Sonntag, 11 Februar 2024 23:19)

    Nur die Juden können so geschrieben werden. Warum? Weil sie nichts tun werden!!!!!! Sie sind sanfte und angenehme Menschen!!!! die ihre Stimme nicht erheben und sich nicht rächen!!!! Versuchen Sie, diese Anzeige über „unsere muslimischen Brüder“ zu schreiben, wäre sie stillschweigend passiert?????? Oder wurde der Laden innerhalb eines Tages einem gewalttätigen Angriff ausgesetzt?!

  • #2

    Jacob (Sonntag, 11 Februar 2024 22:03)

    Als orthodox religiöser Jude und Schweizer, möchte ich mich bei Frau Wallner bedanken. Sie haben Recht, die Reaktion der Bergrestaurants ist inakzeptabel. Natürlich ist auch das Verhalten dieser Personen überhaupt nicht zurechfertigen. Es entspricht in keinster Weise jüdischer orthdoxer Werte. Ich würde mich nie und nimmer so verhalten und genau deswegen sollte man nicht alle orthdoxen Juden über einen Kamm scheren. Nur weil ich (vielleicht) äusserlich gleich aussehen mag, heisst es nicht dass ich gleich unsorgfälltig mit Ihrem Material umgehen würde. Ich hoffe sehr, dass das Bergrestaurant andere Lösungen findet, um die Spreu von den Weizen zu trennen.

  • #1

    David (Sonntag, 11 Februar 2024 21:06)

    Enttäuschend ist diese Mitteilung. Schon wieder heisst es alle Juden seien so und alle Juden täten so.... Hört endlich auf eure Entscheidungen mit solch albernen Gründen zu rechtfertigen.