­
 · 

CH: Infektionsschutz in Altersheimen: Aktionsplan ohne Masken, Lüftung und Filter – eine gefährliche Lücke

DMZ – POLITIK ¦ Lena Wallner ¦           


Trotz klarer Lehren aus der Covid-19-Pandemie verzichtet der neue nationale Aktionsplan zur Infektionsprävention in Schweizer Alters- und Pflegeheimen auf die explizite Nennung der wirksamsten Schutzmassnahmen – darunter Maskentragen und moderne Luftfiltertechnik.

 

Bern – Mit grossem Engagement lancieren das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie CURAVIVA einen neuen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Infektionen in Alters- und Pflegeheimen. Ziel ist es, die Prävention sogenannter healthcare-assoziierter Infektionen zu stärken. Doch bei genauer Lektüre offenbart der Plan ein bemerkenswertes Versäumnis: Die zwei wirksamsten und zugleich kosteneffizienten Massnahmen zur Infektionsvermeidung – das konsequente Tragen von Masken sowie die Verbesserung der Raumluftqualität durch Lüftung und Luftfilter – werden mit keinem Wort erwähnt.

 

Dabei hätten gerade diese Massnahmen das Potenzial, Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal nachhaltig zu schützen – nicht nur vor SARS-CoV‑2, sondern auch vor Influenza, RSV, Pneumokokken und anderen Atemwegserkrankungen, die in Pflegeeinrichtungen besonders gefährlich verlaufen können.

 

Eine Leerstelle mit Folgen 

Der Aktionsplan umfasst zwar sechs Massnahmenpakete und spricht von Empfehlungen zur Infektionsprävention, spezifischen Weiterbildungen und systematischer Umsetzung. Doch ohne die explizite Aufnahme wissenschaftlich klar belegter Mittel wie FFP2-Masken in Risikosituationen oder moderner Luftfilteranlagen bleibt der Plan in einem entscheidenden Punkt vage. Dies ist umso erstaunlicher, als gerade in der Covid-19-Pandemie das Tragen von Masken und das Lüften als zentrale Schutzbarrieren galten – und dies weiterhin tun.

 

Internationale Studien und die Erfahrung zahlreicher Länder belegen eindeutig, dass Masken die Übertragung infektiöser Aerosole deutlich reduzieren. Auch CO₂-Messgeräte, automatische Lüftungssysteme und HEPA-Filter haben sich als effektive Massnahmen erwiesen – technisch leicht umsetzbar und langfristig wirtschaftlich, wenn man die Kosten durch vermiedene Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfälle gegenüberstellt.

 

Lebensqualität oder Schutz? Ein falscher Gegensatz 

Im Aktionsplan wird betont, dass ein Gleichgewicht zwischen Schutzmassnahmen und Lebensqualität gefunden werden müsse. Doch diese Argumentation verkennt, dass gerade Masken – richtig eingesetzt – den Weg für soziale Teilhabe überhaupt erst ermöglichen, indem sie sichere Begegnungen im Alltag erlauben. Eine passive Haltung gegenüber Luftqualität wiederum widerspricht allen wissenschaftlichen Empfehlungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit.

 

Ein Plan, der zu wenig gelernt hat 

Der Aktionsplan soll die Lehren aus der Pandemie aufgreifen. Doch ausgerechnet dort, wo wissenschaftliche Evidenz unmissverständlich ist, bleibt er stumm. Es entsteht der Eindruck, dass die Debatten um Akzeptanz, politischer Druck oder Missverständnisse über „Normalität“ dazu geführt haben könnten, dass Masken und Luftreinhaltung bewusst ausgelassen wurden – auf Kosten der Sicherheit der vulnerabelsten Menschen unserer Gesellschaft.

 

Wenn Prävention mehr sein soll als ein Schlagwort, braucht es klare Worte und klare Massnahmen. Dazu gehört die explizite Förderung des Maskentragens in bestimmten Situationen, ebenso wie Investitionen in Luftfilter und moderne Lüftungssysteme. Alles andere ist ein Rückschritt – und angesichts der demografischen Entwicklung ein gesundheitspolitisches Risiko.

 

Wer wirklich aus der Pandemie lernen will, darf unbequeme Wahrheiten nicht ausklammern. Masken und Luftfilter gehören ins Zentrum jeder Strategie zur Infektionsprävention – gerade in Alters- und Pflegeheimen. Dass der Aktionsplan sie nicht einmal erwähnt, ist ein beunruhigendes Versäumnis. Die Schweiz kann und muss es besser machen.

 

-> Aktionsplan der Strategie NOSO in Alters- und Pflegeheimen


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0