
DMZ – POLITIK ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Wie fach- und sachfremd in Deutschland über Infrastrukturen diskutiert wird, sollte sich dringend ändern, denn das entspricht nicht den Anforderungen an eine Industriegesellschaft, von der Politik, über Medien, leider sogar Wirtschaftsmedien bis zu den Stammtischen.
Jüngstes Beispiel ist die Forderung der Wirtschaftsministerin, die eine zurecht gestutzte Energiesektorbewahrungsministerin ist, der PV-Ausbau müsse gebremst werden, da er dem Netzausbau enteilt sei. Nebenbei bemerkt übrigens auch dem Speicherausbau, aber das Wort kommt bei der Ministerin nicht vor. Aus Gründen.
Nun macht die ihren Job, den ich mit dem korrekten Titel beschrieben hatte, aber sie trägt den der Wirtschaftsministerin. Statt lauten Protests eines ökonomisch gebildeten Publikums erntet sie aber Zustimmung. Fassen wir das fachlich mal klar zusammen: Hier stellt also eine „Wirtschaftsministerin“ korrekt fest, dass eine hoch relevante Industrieinfrastruktur nicht den Anforderungen entspricht – und sie fordert eine Korrektur der Anforderungen! Zudem lässt sie immer wieder durchblicken, besagte Infrastruktur sei „teuer“, was ebenfalls fleißig nachgeplappert wird. Dazu ein paar basale Weisheiten aus dem ersten Semester Ökonomie:
- Eine Infrastruktur ist vor allem essentiell notwendig und daher selten „teuer“.
- Eine korrekt gerechnete Strominfrastruktur (Nutzungsdauer bis 100 Jahre, gigantische transportierte Energiemenge über die Zeit) ist in korrekten Kalkulationen (Kosten pro transportierter KWh über die Nutzungsdauer) sogar meist zu vernachlässigen, die „kostet“ nämlich in Relation zu allen anderen „Kosten“: Fast nichts!
- Solche Kalkulationen sind aber bereits unterkomplex, denn gerade bei Infrastrukturen liegt der ökonomische Wert in deren Nutzung – oder eben nicht-Nutzung, wenn die nicht da sind.
- Daher gilt für Infrastrukturen, dass die „teuerste“ alle Infrastrukturen diejenige ist, die fehlt, zu klein ist, zu spät kommt.
- Das taucht leider in den allermeisten „Kalkulationen“: Gar nicht auf.
- Wenn Nutzungsausfall mal kalkuliert würde, käme daher jeder Stammtisch heftig in Wallung und das wäre nur gut so.
- Daher gilt strategisch, dass die Optimierung von Infrastrukturen dringend „von oben“ zu erfolgen hat, dass also Überdimensionierung hinzunehmen ist, während Unterdimensionierung zwingend zu vermeiden ist.
- DIE ist nämlich „teuer“ und zwar in der fachlichen Kategorie „sau teuer“.
Wenn Deutschland nach der Digitalisierung die Elektrifizierung auch noch versäumt, müssen wir uns nicht wundern, dass nach der relevanten Digitalwirtschaft in den USA die relevante Industrie in Asien entstehen wird. Dafür ist die allererste Aufgabe des Staats die Schaffung von Infrastrukturen. Das sind nämlich jeder wirtschaftlichen Entwicklung vorauslaufende Voraussetzungen, die selten aus „dem Markt“ entstehen, weil „der Markt“ erst interessante Geschäftsmodelle entwickelt, wenn die Infrastruktur da ist. Das geht nicht umgekehrt und es geht auch nicht „kostenoptimiert“ zeitgleich.
Wenn aber eine ökonomisch ungebildete Gesellschaft das dumme Palaver von „teurer“ Infrastruktur aus Politik und Medien akzeptiert, ist leider auch ein Versagen bei der Infrastruktur namens Bildung festzustellen. Das macht nichts besser und fördert leider die Geschäftsmodelle der vielen Bewahrungsminister und Bewahrungs-CEOs.
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