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Erkenntnisse mit Potenzial: Propionat als mögliche Hilfe bei Nervenschäden im Fokus

Bild: Dr. Thomas Grüter und Niklas Rilke
Bild: Dr. Thomas Grüter und Niklas Rilke

DMZ – FORSCHUNG ¦ Patricia Jungo ¦     Bild: Dr. Thomas Grüter und Niklas Rilke

 

Bochum – Bei bestimmten Autoimmunerkrankungen kommt es zu Schädigungen der Nerven in Armen und Beinen. Die Folgen für Betroffene sind oft schwerwiegend: Sie leiden nicht nur unter der Grunderkrankung, sondern zusätzlich an Gefühlsstörungen, Muskelschwäche und Schmerzen. Insbesondere bei Erkrankungen wie der chronisch entzündlichen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP), einer Störung des peripheren Nervensystems, ist die Behandlung bisher auf das Immunsystem ausgerichtet – mit teils hohen Kosten und begrenztem Nutzen.

 

Bereits vor einiger Zeit hatten Forschende der Neurologischen Universitätsklinik am St. Josef Hospital in Bochum einen vielversprechenden Ansatz untersucht: Propionat, das Salz einer kurzkettigen Fettsäure, das im menschlichen Darm beim Abbau von Ballaststoffen entsteht, zeigte in Laborstudien eine schützende und regenerierende Wirkung auf Nervenzellen. Nun erinnert das Team um Dr. Thomas Grüter und Privatdozentin Dr. Kalliopi Pitarokoili erneut an diese Erkenntnisse – mit Nachdruck, denn das Potenzial von Propionat für die Therapie peripherer Nervenerkrankungen bleibt bisher weitgehend ungenutzt.

 

In früheren Untersuchungen hatten die Wissenschaftler bereits festgestellt, dass Menschen mit Multipler Sklerose (MS) häufig unter einem Propionat-Mangel leiden – und dass die zusätzliche Einnahme dieser Substanz hilfreich sein kann. Aufbauend auf diesen Beobachtungen prüften sie in Zell- und Tiermodellen, ob sich ähnliche Effekte auch bei CIDP zeigen lassen.

 

Dazu wurden Nervenzellen und Schwannzellen – die schützenden Hüllen der Nervenfasern – aus Rattengewebe isoliert, getrennt kultiviert und gezielt oxidativem Stress ausgesetzt. Die mit Propionat behandelten Zellkulturen zeigten deutlich weniger Zellsterben und ein verbessertes Wachstum im Vergleich zu unbehandelten Proben. Dies deutet darauf hin, dass Propionat die Nerven nicht nur schützt, sondern auch die Regeneration fördert.

 

Noch fehlt der klinische Nachweis für die Wirksamkeit beim Menschen. Doch angesichts der guten Verträglichkeit, der niedrigen Kosten und der bisherigen Ergebnisse spricht vieles dafür, Propionat in der Forschung und perspektivisch auch in der Praxis stärker zu berücksichtigen.

 

„Eine nervenschützende und regenerative Therapie für CIDP steht bislang nicht zur Verfügung“, betont Dr. Grüter. Umso wichtiger sei es, vorhandene Erkenntnisse nicht aus dem Blick zu verlieren – und ihr Potenzial konsequent weiterzuverfolgen.

 

 

 

±RUB/trendsderzukunft±

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