­
 · 

Bei Lanz darf jeder sagen, dass er nichts sagen darf

DMZ – MEDIEN ¦ Dirk Specht ¦              

KOMMENTAR

 

Die Lanz-Sendung zur Meinungsfreiheit macht gerade die natürlich gewollte Empörungsrunde. Das Thema ist mal wieder geschickt gesetzt, denn ausgehend von dem diesbezüglich vorzüglich geeigneten US-Vize und unserer politisch/gesellschaftlich neusten Errungenschaft namens AfD wird das bekanntlich für Deutschland ganz besonders kritisch gesehen. Es wird sogar täglich Millionenfach kritisch geäußert, dass man sich gar nicht mehr äußern kann und dass über dieses oder jenes keiner spricht. Niemand kann diesem Millionenfachen inneren Widerspruch mit gekonnter Selbstwiderlegung entgehen.

 

So auch „beim Lanz“.

 

Formal alles fein, denn einmal mehr erleben wir, wie intakt die Meinungsfreiheit ist. Die professionellen Kommunikationsdampfmaschinen Palmer und Poschardt dürfen ihre Meinung äußern, dass ihrer Meinung nach, Kritik an ihrer Meinung nicht erwünscht ist. Denn, korrekt, die Meinungsfreiheit erlaubt auch, dass man die Meinung anderer nicht zulassen will. Man darf sogar die Meinung äußern, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sei, wenn mehr als die eigene Meinungsfreiheit stattfindet.

 

Logischer Teil der Meinungsfreiheit ist die Pressefreiheit, deren Funktionsfähigkeit Poschardt täglich bestens dokumentiert. Man darf nämlich meinungsfrei behaupten, die Presse oder insbesondere der ÖR müsse dieses oder jenes unbedingt veröffentlichen, während das tatsächlich eben genau anders ist. Die Presse darf sogar in einem besonders weiten Rahmen veröffentlichen, was sie aus eigener freier Entscheidung für richtig hält – oder sagen wir besser mal für den eigenen Interessen dienlich. Poschardt macht das ganz hervorragend, er nutzt diesen Rahmen mit der professionellen Unterstützung der Springer-Rechtsabteilung weitgehend unfallfrei – im juristischen Sinne.

 

Ebenfalls diesbezüglich frei ist der Moderator und Markeninhaber dieser Sendung. Er darf zwei Profi-Dampfplauderer neben eine die Sachquote repräsentierende Professorin setzen und sich darauf verlassen, dass die sich auf die ganz spezielle Meinungsfreiheit der beiden anderen gar nicht begeben wird. Das tut sie sogar dann nicht, als die von denen – im Rahmen der Meinungs- und Pressefreiheit – diffamiert wird, denn insbesondere bei der Pressefreiheit hat sich Diffamierung, Emotionalisierung und gewollte Falschdarstellung als – legales – Geschäftsmodell längst etabliert.

 

Formal also alles korrekt, keinerlei Einwand, die Behauptungen, es sei formal alles im Argen inklusive.

 

Formal nicht korrekt ist aus meiner persönlichen Sicht (meine Meinungsfreiheit!) die Funktion der Aufsicht seitens der Leitungsebene bei ARD/ZDF. Das ist nämlich eines von vielen journalistisch inakzeptablen Formaten, bei denen der Moderator in seiner Rolle geschützt wird, sehr bewusst gewählte Gäste dies sicher stellen und letztlich nur ein etwas feineres Geschäftsmodell als das vom Poschardt vorgeführt wird. Jedoch ein besser geöltes, denn dem Moderator wird nicht nur eine siebenstellige Vergütung zur Pflege seiner Marke gewährt, er darf diese auch mit weiteren prechtigen Marken breit außerhalb kommerzialisieren.

 

Das ist sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Nutzung öffentlicher Gelder ein Skandal. Nur damit das nicht als Neiddebatte missverstanden wird: Ersteres ist bedeutender, wäre hier eine gesellschaftlich/politisch wertvolle und breit wirkende qualitätsjournalistische Leistung feststellbar, könnte die Frage über deren Geschäftsmodell und Vergütung verstummen.

Das ist aber nicht so und das hat auch Zusammenhänge.

 

Meine Meinung. 


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0