
DMZ – GESUNDHEIT ¦ Lena Wallner ¦
Sie wirken futuristisch, versprechen sanfte Heilung und suggerieren medizinischen Fortschritt – Bioresonanzgeräte sind in vielen Naturheilpraxen längst Alltag. Mit angeblich „körpereigenen elektromagnetischen Schwingungen“ sollen sie Krankheiten diagnostizieren und therapieren können. Was wie Wissenschaft klingt, entbehrt jedoch jeder naturwissenschaftlichen Grundlage.
Eine Theorie ohne Evidenz
Die Grundidee der Bioresonanztherapie basiert auf der Annahme, dass der menschliche Körper elektromagnetische Signale aussende, die bei Krankheit „gestört“ seien. Geräte sollen diese Störungen erkennen und durch „Gegenfrequenzen“ neutralisieren. Doch weder die Existenz solcher krankheitsspezifischer Frequenzen noch deren therapeutische Beeinflussung ist belegt. Physikalisch messbar sind die behaupteten Wirkprinzipien nicht – und medizinisch nicht anerkannt.
Deutliche Worte aus der Wissenschaft
Wissenschaftliche Studien kommen zu einem eindeutigen Ergebnis. Eine randomisierte, placebokontrollierte Studie der Berliner Charité aus dem Jahr 2011 untersuchte die Wirkung der Bioresonanz bei Kindern mit Neurodermitis. Das Ergebnis: Kein therapeutischer Nutzen über den Placeboeffekt hinaus.
Noch deutlicher formuliert es eine umfassende Untersuchung im Auftrag des österreichischen Gesundheitsministeriums: „Bioresonanz ist aus wissenschaftlicher Sicht als nicht wirksam einzustufen.“
Auch international sehen Fachgesellschaften keine Belege für die Wirksamkeit. Die Bundesärztekammer in Deutschland wie auch das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic warnen ausdrücklich vor der Anwendung dieser Methode.
Gerichtliche Klarstellungen
In mehreren Ländern wurden bereits juristische Schritte gegen Anbieter unzulässiger Heilsversprechen unternommen. In Deutschland und der Schweiz wurden irreführende Werbeaussagen zu Diagnose- und Heilwirkung untersagt. Die Urteile bestätigen, was medizinische Fachgesellschaften schon lange betonen: Bioresonanz ist kein anerkanntes Diagnose- oder Therapieverfahren.
Gefährliche Hoffnungen
Besonders problematisch wird es, wenn Bioresonanzgeräte für schwerwiegende Diagnosen eingesetzt werden – etwa bei Krebs oder Autoimmunerkrankungen. Die Gefahr liegt nicht nur in der Wirkungslosigkeit der Methode, sondern vor allem in der möglichen Verzögerung notwendiger Behandlungen. Patientinnen und Patienten, die auf echte Diagnostik verzichten, riskieren ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben.
Ein Geschäft mit der Hoffnung
Was bleibt, ist ein lukrativer Markt. Die Geräte kosten mehrere tausend Euro, die Sitzungen oft dreistellige Beträge. Dabei handelt es sich nicht um eine harmlose „Zusatzbehandlung“, sondern um eine Praxis mit realem Risiko. Denn sie ersetzt keine Therapie, sondern verkauft Illusionen – und macht Profit mit der Not und Hoffnung vieler Betroffener.
Fazit
Bioresonanz ist kein medizinisches Verfahren, sondern eine pseudowissenschaftliche Methode ohne nachweisbaren Nutzen. Wer sie einsetzt, riskiert nicht nur Fehldiagnosen und Therapieverschleppung, sondern untergräbt das Vertrauen in evidenzbasierte Medizin. Was bleibt, ist die alte Warnung: Wo wissenschaftliche Beweise fehlen, beginnt der Aberglaube – auch wenn er sich in modernem Gewand präsentiert.
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