
DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
Die österreichische Hochschullandschaft steht vor einer umfassenden Modernisierung: Mit einer neuen Regierungsvorlage will die Bundesregierung den gesetzlichen Rahmen für Universitäten und Fachhochschulen gezielt an aktuelle europäische und internationale Entwicklungen anpassen. Im Fokus stehen dabei grenzüberschreitende Studienangebote, neue Wege zur Anstellung internationaler Forscherinnen und Forscher sowie die digitale Transformation im Hochschulbereich.
Gemeinsame Studienprogramme leichter umsetzbar
Ein zentrales Anliegen der Novelle ist die Vereinfachung der Durchführung internationaler Studienprogramme. Inspiriert von der „European Universities Initiative“ der EU, sollen österreichische Hochschulen künftig leichter gemeinsame Studiengänge mit ausländischen Partnern anbieten können. Möglich werden soll etwa, dass bei solchen Programmen – sofern mindestens drei Hochschulen aus mehreren Ländern beteiligt sind – vom bisherigen Mindestumfang an Studienleistungen abgewichen werden kann. Auch gemeinsame Abschlussdokumente in englischer Sprache für sogenannte „Joint Degrees“ sollen ausgestellt werden dürfen.
Diese Maßnahmen sollen die internationale Mobilität von Studierenden fördern und den Standort Österreich im europäischen Bildungsraum stärken.
Neuer Spielraum für Forschende aus den USA
Die Regierung greift zudem eine Forderung aus der europäischen Forschungspolitik auf: Zwischen Juli 2025 und September 2026 sollen Universitäten unter bestimmten Bedingungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA ohne vorherige Ausschreibung einstellen können. Voraussetzung ist, dass deren wissenschaftliche Tätigkeit in den letzten zwei Jahren vor Vertragsabschluss überwiegend in den Vereinigten Staaten stattgefunden hat. Auch die Widmung entsprechender Stellen im Entwicklungsplan soll erleichtert werden.
Diese zeitlich befristete Sonderregelung ist Teil einer gemeinsamen Initiative von 13 EU-Mitgliedstaaten, die angesichts globaler Herausforderungen ein verstärktes wissenschaftliches Miteinander mit den USA anstreben. Österreich unterstützt diesen Vorstoß aktiv.
Digitaler Studierendenausweis in Sichtweite
Mit der Novelle des Bildungsdokumentationsgesetzes (BilDokG) will das Wissenschaftsministerium auch die Digitalisierung im Hochschulwesen weiter vorantreiben. Herzstück ist die geplante Anbindung des bestehenden Datenverbunds der Universitäten und Hochschulen (DVUH) an den Register- und Systemverbund beim Bundesrechenzentrum. Ziel ist die rechtssichere und effiziente Verwaltung von Studierendendaten.
Ein konkretes Ergebnis dieser Entwicklung soll ein bundesweit gültiger digitaler Studierendenausweis sein, der über die eAusweise-Plattform des Bundes verfügbar gemacht wird. Der Ausweis soll sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen zum Einsatz kommen. Grundlage dafür sind die Daten aus dem künftigen Studierendenregister.
Investition in die digitale Infrastruktur
Mit dem Ausbau des Datenverbunds gehen auch Kosten einher: Für das Jahr 2025 sind rund 593.000 Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen. In den Folgejahren bis 2029 belaufen sich die jährlichen Ausgaben auf 430.000 Euro. Insgesamt wird mit Umsetzungskosten von rund 2,3 Millionen Euro gerechnet. Für Länder und Gemeinden entstehen laut Bundesregierung keine zusätzlichen finanziellen Belastungen.
Perspektive: Studierendenservice aus einer Hand
Langfristig verfolgt das Wissenschaftsministerium das Ziel, Verwaltungsprozesse an Hochschulen effizienter, transparenter und nutzerfreundlicher zu gestalten. Die Kombination aus gemeinsamen Studienangeboten, internationalem Forschendenaustausch und digitaler Verwaltung soll den Hochschulstandort Österreich stärken und Studierenden wie Lehrenden neue Perspektiven eröffnen.
Die vorgelegte Gesetzesnovelle liegt nun dem Wissenschaftsausschuss des Nationalrats zur weiteren Beratung vor.
Hintergrund: European Universities Initiative
Die „European Universities Initiative“ ist ein Projekt der Europäischen Kommission mit dem Ziel, grenzüberschreitende Hochschulnetzwerke zu schaffen, die exzellente und integrierte Studienangebote über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. Sie ist Teil des Aufbaus eines Europäischen Bildungsraums bis 2025. Österreichische Hochschulen sind bereits an mehreren dieser Allianzen beteiligt.
Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦
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