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Bern – Die chinesische Online-Plattform Temu hat auf Druck der Schweizer Behörden ihre Geschäftspraktiken angepasst. Vorausgegangen waren Beschwerden von Konsumenten- und Händlerverbänden über unlautere Werbe- und Verkaufsstrategien. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) konnte nach monatelangem Dialog mit dem Unternehmen nun Verbesserungen durchsetzen.
Im Jahr 2024 hatten sich verschiedene Schweizer Konsumentenschutz- und Handelsorganisationen beim SECO über Temu beschwert. Die Plattform, betrieben von Whaleco Technology Limited mit Sitz in Irland, habe Nutzerinnen und Nutzer durch irreführende Preisangaben, manipulative Verkaufsstrategien und aggressive Marketing-E-Mails unter Druck gesetzt.
In einem über mehrere Monate geführten Austausch – teils vor Ort in Bern – konnte das SECO gegenüber Whaleco klare Verbesserungen erreichen. Die Änderungen wurden bis Anfang April 2025 umgesetzt.
Transparente Preisgestaltung und weniger Druck auf Konsumenten
Zu den wichtigsten Anpassungen zählt die korrekte Darstellung von Rabatten: Temu weist nun explizit aus, dass durchgestrichene Preise den zuletzt auf der Plattform geltenden Produktpreis vor der Reduktion darstellen. Auch die Transparenz wurde erhöht: Name, Adresse und E-Mail der jeweiligen Verkäufer werden nun klar ersichtlich angegeben.
Zudem wurden Elemente entfernt, die Konsumentinnen und Konsumenten emotional oder zeitlich unter Druck setzten – etwa animierte Glücksräder, angsteinflössende Formulierungen wie „Sie müssen jetzt handeln“ oder dramatische Hinweise auf vermeintlich knappe Lagerbestände. Künftig erscheint der Hinweis „Fast ausverkauft“ nur noch bei Lagerbeständen zwischen 99 und 20 Einheiten – zuvor lag der Schwellenwert noch bei 199.
Ein interner Kontrollmechanismus soll die korrekte Verwendung dieser Angaben sicherstellen.
SECO verzichtet vorerst auf rechtliche Schritte
Whaleco hat sich verpflichtet, die vorgenommenen Änderungen dauerhaft beizubehalten. Das SECO wiederum sieht derzeit von rechtlichen Massnahmen ab, behält sich jedoch vor, bei neuen Beschwerden erneut einzugreifen.
Mit dem Ergebnis zeigt sich das SECO zufrieden: „Die konstruktive Zusammenarbeit hat gezeigt, dass Verbesserungen im Sinne des Konsumentenschutzes auch im digitalen Handel möglich sind“, erklärte Françoise Tschanz, Mediensprecherin des SECO.
Hintergrund: Plattformökonomie und Verbraucherschutz
Temu, eine Tochterfirma des chinesischen Konzerns PDD Holdings, ist seit 2022 weltweit auf Expansionskurs. Mit extrem günstigen Preisen und aggressiver Online-Werbung hat sich die Plattform auch in der Schweiz rasant verbreitet. Der Fall zeigt exemplarisch, wie herausfordernd die Regulierung internationaler Online-Marktplätze bleibt – insbesondere dann, wenn Anbieter nicht in der Schweiz ansässig sind.
Der SECO-Erfolg könnte somit auch Signalwirkung für den weiteren Umgang mit grenzüberschreitendem E-Commerce haben.
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