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"Alles ist verbunden"

DMZ –  KULTUR ¦ Urs Heinz Aerni ¦

 

Eine Besprechung von Cornelia Kunert des Buches "Schweizweh" aus der Feder von Karin Antonia Mairitsch

 

Sechs Personen, Drei Länder, im kurzen Wechsel, fluktuierend, suchend. Es gibt ein Opfer. Nach dem Täter wird gesucht in einem Fall, der sich nicht lösen lässt in der realen Welt. Nur im Bereich jenseits der Topologie, der Geographie, der raum-zeitlichen Getrenntheit, im Bereich der Verschränkung und Gleichzeitigkeit findet das Geschehen seinen Sinn. In diesen Bereich führt Mairitsch uns Schritt für Schritt hinein. Durch einen Erzählstil mit schneller Taktung, manchmal einzelnen "Frames", und schneller werdender Oszillation des erzählerischen Fokus entsteht zunehmend der Eindruck einer Zusammengehörigkeit der ProtagonistInnen, eine Art seltsamer Verschränkung. Sie teilen etwas, ohne es zu wissen.

 

Der Roman muss mit einem tiefen Blick gelesen werden, um in den Schichten zu reisen, die er berührt. In allem Geschehen lässt sich im Hintergrund der Abschied ausmachen, die Trennung von der geliebten Person, wodurch die Zeit und der Ort harte Realität zurückgewinnt. Es gelingt nicht, "die Zeit zwischen dem Jetzt und Jetzt herausnehmen" um damit die Ewigkeit zu gewinnen.

 

Der Verlustes des geliebten Menschen ist der Hintergrund des Geschehens. Alle Begegnungen und Hoffnungen werden auf ihm gezeichnet. Scheinbar ganz nebenbei wird die Kunst erwähnt. Judith, Caravaggio und Gentileschi, ein Mann und eine Frau. Für eine Künstlerin ist die Kunst ein Weg "ein Leben durchzuleben", eine Möglichkeit der Bewältigung des Traumas.

 

Mairitsch führt uns durch das Geschehen der handelnden und vermissten Personen in diesen Möglichkeitsraum des Unaussprechlichen, um zu erkennen: alles ist verbunden.

 

 

 

Cornelia Kunert lebt als Künstlerin und Psychotherapeutin in Wien www.cornelia-kunert-paintings.net

 

Das Buch:

"Schweizweh", Roman von Karin Antonia Mairitsch, Heyn Verlag, 2024, 256 Seiten


 

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