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Japanische Forscher entwickeln Tonfrequenz gegen Reiseübelkeit

DMZ – FORSCHUNG ¦ Patricia Jungo

 

Japanische Wissenschaftler der Universität Nagoya haben einen bemerkenswerten Durchbruch bei der Bekämpfung von Reiseübelkeit geschafft: Sie entdeckten eine spezifische Tonfrequenz, die Symptome wie Übelkeit, Schwindel und Unwohlsein deutlich vermindern kann.

 

Der als „Sound Spice“ bezeichnete Ton schafft es, herkömmliche Behandlungsformen wie Tabletten oder Akupressurbänder zu ergänzen oder sogar zu ersetzen. Der Ton basiert auf einer Frequenz von exakt 100 Hertz und wird mit einer Lautstärke von 65,9 Dezibel (dB(A)) wiedergegeben – also in einem Bereich, der als angenehm und nicht störend empfunden wird. Laborversuchen mit Mäusen zeigten, dass bereits eine fünfminütige Beschallung mit dieser Frequenz vor der Exposition gegenüber reisekrankheitsauslösenden Reizen eine signifikante Linderung der Symptome bewirkte.

 

Die Forscher gehen davon aus, dass der Ton auf das vestibuläre System im Innenohr wirkt – insbesondere auf den Utriculus, ein Teil des Gleichgewichtsorgans. Reiseübelkeit entsteht typischerweise durch widersprüchliche Sinneseindrücke: Während etwa beim Lesen im Auto das Auge eine ruhige Umgebung registriert, meldet das Gleichgewichtsorgan Bewegung – das Gehirn reagiert auf diesen Konflikt mit Übelkeit. „Sound Spice“ scheint diesen Sensorenkonflikt zu modulieren, indem es eine neuronale Synchronisation oder Beruhigung im Gleichgewichtszentrum auslöst. Zwar erfogten die bisherigen Tests vor allem an Tieren, doch die Ergebnisse wecken große Hoffnungen auf eine baldige Anwendung beim Menschen.

 

Die Tonfrequenz wurde bereits markenrechtlich geschützt. Die Entwickler planen, „Sound Spice“ künftig über Apps oder Audio-Geräte in Fahrzeugen, Flugzeugen oder Schiffen zugänglich zu machen – möglicherweise als einfaches Audiofile oder integrierte Funktion in Infotainmentsystemen. Auch eine Kombination mit Virtual-Reality-Systemen, bei denen Bewegung simuliert wird, ist denkbar. Hier könnten Tonfrequenzen helfen, Simulatorkrankheit – eine mit der Reisekrankheit verwandte Form von Übelkeit – zu verhindern. Andere Studien, etwa von der renommierten Keio-Universität, belegen ähnliche Effekte. So konnte erwiesen werden, dass die Kombination aus Motorgeräuschen und synchronisierten Vibrationen in Fahrsimulatoren die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Übelkeit deutlich reduziert.

 

Diese Ergebnisse stützen die Annahme, dass gezielte akustische Reize das subjektive Empfinden von Bewegung positiv beeinflussen können. „Sound Spice“ könnte der Beginn einer neuen Ära in der Behandlung der Reisekrankheit sein. Statt auf Medikamente mit möglichen Nebenwirkungen zurückzugreifen, eröffnet sich ein nicht-invasiver, akustischer Ansatz. Dieser ist denkbar einfach anzuwenden und bedeutet sicherlich für viele Menschen eine Erleichterung. Ob auf langen Autofahrten, bei Seekreuzfahrten oder im Flugzeug: Der richtige Ton zur richtigen Zeit könnte künftig vielen Menschen ermöglichen, ihre Reisen wirklich zu geniessen.

 

 

Quelle: Futurezone.at/trendsderzukunft.de


 

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