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Ostern – mehr als nur ein Fest: Die Geschichte, Bedeutung und Wandlung eines christlichen Fixpunkts

DMZ – HISTIORISCHES ¦ S. Koller

 

Wenn im Frühling die Natur erwacht, sich die ersten Knospen zeigen und der Duft von frischem Gras in der Luft liegt, feiern Millionen Menschen weltweit ein Fest, das tiefer in unserer Kultur verwurzelt ist, als es auf den ersten Blick scheint: Ostern. Für gläubige Christinnen und Christen ist es das Herzstück des Kirchenjahres – ein Fest des Lebens, der Hoffnung, der Auferstehung. Doch Ostern ist weit mehr als nur ein religiöses Hochfest. Es ist ein kultureller Spiegel, in dem sich über Jahrhunderte hinweg Theologie, Brauchtum und Gesellschaftswandel überlagert haben.

 

Zwischen Kreuz und Hoffnung – die Ursprünge des Osterfests

Im Zentrum der christlichen Osterbotschaft steht die Auferstehung Jesu Christi. Was für viele wie ein mystisches Bild klingen mag, war für die ersten Christengemeinden ein existenzieller Wendepunkt: der Glaube daran, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Die Evangelien berichten von der Kreuzigung Jesu unter der Herrschaft des römischen Statthalters Pontius Pilatus – und davon, dass er am dritten Tag nach seinem Tod von den Toten auferstand. Für Theologinnen und Theologen ist dies der Grundstein der christlichen Hoffnung auf ewiges Leben.

 

Historisch betrachtet reichen die Wurzeln des Osterfests tief in die Frühzeit der Kirche zurück. Schon im 2. Jahrhundert versammelten sich Christen in Kleinasien zum sogenannten Pascha-Fest – zeitgleich mit dem jüdischen Passah, das den Auszug aus Ägypten feiert. Auch das letzte Abendmahl Jesu fand in diesem Kontext statt. Erst im Jahr 325 wurde beim Konzil von Nicäa festgelegt, dass Ostern künftig am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Und so wandert das Osterdatum Jahr für Jahr zwischen dem 22. März und dem 25. April durch unseren Kalender.

 

Fasten, Trauer, Freude – ein ganzer Zyklus rund um Ostern

Ostern ist kein isolierter Feiertag, sondern eingebettet in einen symbolisch dichten Festkreis. Alles beginnt mit der Fastenzeit: 40 Tage der Vorbereitung, des Verzichts, der Einkehr. Sie erinnert an Jesu Rückzug in die Wüste – eine Zeit der Prüfung und Läuterung. Die Karwoche spitzt sich dramatisch zu: Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag. Schmerz, Abschied, Tod. Doch auf das Dunkel folgt das Licht – Ostersonntag, das Fest der Auferstehung. Und mit Pfingsten, 50 Tage später, schliesst sich der Kreis: Die Jünger empfangen den Heiligen Geist – und damit den Mut, die frohe Botschaft in die Welt zu tragen.

 

Eier, Hasen und Göttinnen – Ostern als kulturelles Kaleidoskop

Wer heute an Ostern denkt, denkt oft an bunte Eier, den Osterhasen, versteckte Nester. Was auf den ersten Blick kindlich wirkt, erzählt in Wahrheit von tiefen kulturellen Schichten. Das Ei – Sinnbild für neues Leben – war schon in vorchristlichen Frühlingsritualen ein Symbol der Fruchtbarkeit. Der Hase, der schon im 17. Jahrhundert in deutschen Regionen als österlicher Gabenbringer auftauchte, steht für Lebenskraft und Schnelligkeit.

 

Auch der Begriff „Ostern“ birgt Überraschungen. Während romanische Sprachen wie Französisch (Pâques) oder Italienisch (Pasqua) direkt auf das hebräische „Pessach“ zurückgehen, könnte das deutsche Wort auf eine germanische Frühlingsgöttin namens Eostrae zurückzuführen sein – zumindest berichtet das der angelsächsische Mönch Beda Venerabilis im 8. Jahrhundert. Ein Beleg dafür, wie sich religiöse und volkstümliche Traditionen im Laufe der Zeit miteinander verwoben haben.

 

Was bleibt – und was sich wandelt

Heute wird Ostern auf sehr unterschiedliche Weise begangen. Für viele Menschen ist es nach wie vor ein spiritueller Höhepunkt: ein Moment des Innehaltens, der Hoffnung, des Neubeginns. Andere erleben es als willkommene Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende im Kreis der Familie. Manche verbinden es mit dem Frühlingserwachen – ein Gefühl von Aufbruch, das unabhängig vom Glauben etwas in uns berührt.

 

So zeigt Ostern, wie ein Fest über Jahrhunderte hinweg seinen Kern bewahren und sich gleichzeitig an eine sich wandelnde Welt anpassen kann. Vielleicht liegt gerade darin seine Kraft: in der Fähigkeit, Menschen unterschiedlichster Herkunft, Überzeugungen und Lebensrealitäten zusammenzubringen – jedes Jahr aufs Neue.


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