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AT: Defizit 2024 niedriger als erwartet, aber langfristige Herausforderungen bleiben

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦

 

Wien – Das österreichische Staatsdefizit für das Jahr 2024 wird nach aktuellen Berechnungen des Finanzministeriums voraussichtlich 19,1 Milliarden Euro betragen. Damit fällt das Minus um 1,7 Milliarden Euro geringer aus als ursprünglich veranschlagt. Dennoch bedeutet dies eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, als das Defizit noch um 11,1 Milliarden Euro niedriger lag. Diese Zahlen gehen aus dem Monatserfolgsbericht Dezember hervor, der erste Einschätzungen zum Jahresergebnis liefert.

Herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen

 

Das Finanzministerium verweist auf eine im Vergleich zur ursprünglichen Budgetplanung schwächere wirtschaftliche Entwicklung. Ursprünglich war man im Herbst 2023 von besseren Konjunkturaussichten ausgegangen. Gleichzeitig sank die Inflation jedoch schneller als erwartet, und auch die Zinskosten fielen geringer aus. Dennoch belasteten zusätzliche Ausgaben, insbesondere für Energiekrisenmaßnahmen, den Klimabonus sowie unvorhergesehene Mehrausgaben infolge von Hochwasserkatastrophen und einer verzögerten Auszahlung aus der EU-Fazilität für Wiederaufbau und Resilienz (RRF), den Haushalt.

 

Einsparungen bei Zinsen, aber höhere Kosten für Pensionen

Die Staatsausgaben fielen insgesamt um 2,8 Milliarden Euro geringer aus als ursprünglich vorgesehen. Wesentliche Einsparungen ergaben sich durch niedrigere Zinszahlungen (1,8 Milliarden Euro) sowie durch geringeren Finanzbedarf bei der Exportförderung, dem Kommunalinvestitionsgesetz, der Breitbandförderung und der Investitionsprämie. Auch die Aufwendungen für COVID-19- und Energiekrisen-Maßnahmen blieben um 200 Millionen Euro unter Plan.

 

Gleichzeitig stiegen die Kosten in anderen Bereichen über die geplanten Summen hinaus. So wurden für Pensionen und Arbeitsmarktmaßnahmen 1,3 Milliarden Euro mehr ausgegeben als ursprünglich angesetzt. Auch im Bereich des Landeslehr- und Bundespersonals ergaben sich Mehrausgaben von 200 Millionen Euro.

 

Steuereinnahmen bleiben hinter den Erwartungen zurück

Auf der Einnahmenseite zeigte sich ein leichtes Minus: Die Einzahlungen blieben 1,1 Milliarden Euro unter den Prognosen. Besonders betroffen waren die Umsatzsteuer und Energieabgaben, die niedriger ausfielen als erwartet. Während die Lohnsteuer höhere Einnahmen brachte, fielen unter anderem die RRF-Einzahlungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro gänzlich aus. Auch niedrigere Gebühren und Kostenbeiträge trugen zum Einnahmenrückgang bei. Positiv wirkten sich hingegen höhere Dividendeneinnahmen aus, die um 500 Millionen Euro über dem Plan lagen.

 

Kommunalinvestitionsgesetz: Mittelabfluss und Projektvolumen

Ein zentraler Aspekt der staatlichen Investitionen ist das Kommunalinvestitionsgesetz 2023, das Gemeinden finanzielle Spielräume für Infrastruktur- und Klimaschutzprojekte eröffnen soll. Insgesamt wurden hierfür eine Milliarde Euro an Zweckzuschüssen vorgesehen – jeweils 500 Millionen Euro für Energiesparmaßnahmen und weitere 500 Millionen Euro für kommunale Investitionsprojekte.

 

Bis Dezember 2024 wurden 738,3 Millionen Euro an 1.792 Gemeinden ausgezahlt. Dies ermöglichte Investitionen in Höhe von 3,122 Milliarden Euro. Gemeinden haben zudem die Möglichkeit, bis zu 5 % ihres Zuschusses zur Deckung gestiegener Energiekosten gemeinnütziger Organisationen einzusetzen.

 

Fazit: Verbesserung gegenüber Budgetplan, aber steigende strukturelle Belastungen

Auch wenn das Defizit 2024 um 1,7 Milliarden Euro besser ausfällt als ursprünglich erwartet, ist die gesamtfiskalische Lage angesichts eines um 11,1 Milliarden Euro höheren Defizits als 2023 besorgniserregend. Während sich die niedrigeren Zinsen positiv auswirkten, bleibt die Frage, wie sich strukturelle Mehrausgaben für Pensionen und den Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren entwickeln werden. Die genaue Bewertung der Zahlen und deren Auswirkungen auf die Haushaltsplanung 2025 wird entscheidend sein.

 

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 


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