Die Kunst des Ignorierens: Warum Warnungen oft verhallen

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦          

 

Jessica Wildfire hat kürzlich einen interessanten Kommentar auf okdoomer.io veröffentlicht, der sich mit der Frage befasst, warum so viele Menschen Warnungen ignorieren. Diese Frage hat eine psychologische Komponente, die untersucht werden sollte.

 

In vielen Katastrophenfilmen sieht man, wie Menschen Warnungen ignorieren. Sie halten Wissenschaftler für Spinner und weigern sich, Evakuierungsanweisungen zu befolgen. Stattdessen werden sie wütend und protestieren gegen Maßnahmen, die sie schützen sollen. Obwohl solche Filme dieses Verhalten zeigen, setzen wir als Gesellschaft im echten Leben oft genau das Gleiche fort.

 

Die berühmtesten Geschichten der Bibel zeigen, was passiert, wenn man Warnungen ignoriert: Man stirbt auf grausame Weise.

 

Warum also passiert das?

Ein Psychologe namens Jack Brehm von der Duke University hat in den 1960er Jahren dieses Problem identifiziert und als Reaktanz bezeichnet. Er fand heraus, dass Menschen sich gegen Einflussversuche wehren, besonders wenn sie sich in ihrer persönlichen Freiheit bedroht fühlen.

 

Jeder hat sein eigenes Reaktanz-Spektrum. Kollektiv denkende Menschen neigen dazu, das Gemeinwohl zu bevorzugen und sind eher bereit, gewisse Freiheiten aufzugeben, um Katastrophen zu vermeiden. Auf der anderen Seite stehen Individualisten, die jede Warnung oder Empfehlung als Bedrohung ihrer persönlichen Freiheit sehen.

 

Interessanterweise werden Individualisten sogar wütender, wenn Freunde oder Verwandte versuchen, ihr Verhalten zu beeinflussen. Sie widerstehen Ratschlägen oder Informationen, die von Experten oder Autoritätspersonen stammen.

 

Brehm fand auch heraus, dass man selbst Gefallen nicht für Personen am extremen Ende des Spektrums tun kann, da sie sich unter Druck gesetzt fühlen, den Gefallen zurückzugeben.

Menschen können auch eine Art „Reaktanz durch Stellvertretung“ empfinden, wenn sie sehen, wie jemand anderer wütend wird. Sie verteidigen das Recht anderer, etwas Dummes zu tun, einfach weil es ihr Recht ist.

 

Die Beschränkung von Freiheiten kann oft die Attraktivität dieser Freiheiten steigern. Das Verbotene wird begehrenswerter.

 

Was können Sie also tun? Die Forschung legt nahe, dass Sie bei dem Versuch, das Verhalten anderer zu beeinflussen, so indirekt und neutral wie möglich vorgehen sollten. Aber selbst dann kann es schwierig sein, insbesondere bei Individualisten.

 

In einer Gesellschaft wie der unseren, in der die Betonung auf individuellen Freiheiten liegt, werden Sie wahrscheinlich immer Menschen finden, die Warnungen ignorieren und sich selbst und andere in Gefahr bringen.

 

Am Ende können Sie den Menschen nur wichtige Informationen präsentieren und sie dann ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen.

 

 

> Hier geht es zum Kommentar von Jessica Wildfire


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