AT: Bestandsaufnahme des Rechnungshofs zum Fachkräftemangel

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦           

 

Die Anzahl der offenen Stellen beim Arbeitsmarktservice (AMS) vervierfachte sich von 2015 bis 2022 auf 125.503, berichtet der Rechnungshof. Im Jahr 2022 kamen durchschnittlich zwei Arbeitslose auf eine offene Stelle - ein historischer Tiefstand seit 2008. Dabei zeigen sich starke regionale Unterschiede: In Oberösterreich und Salzburg lag das Verhältnis im Jahr 2022 bei weniger als einer arbeitslosen Person pro offener Stelle, während in Wien durchschnittlich sechsmal so viele Personen auf eine Stelle kamen.

 

Das Ausscheiden der "Baby-Boomer-Generation" aus dem Berufsleben wird dazu führen, dass die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Österreich und der gesamten EU in den nächsten zehn Jahren tendenziell abnimmt, so der Rechnungshof. Mittel- und langfristig ist daher mit einer Verschärfung des Fachkräftemangels zu rechnen.

 

Obwohl es sowohl seitens der Bundesministerien als auch der Länder Initiativen und strategische Erwägungen zur Bewältigung des Fachkräftemangels gibt, fehlt nach wie vor eine Gesamtstrategie mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen sowie eine solide Datenbasis für eine genauere Analyse auf Ebene der Berufe, der regionalen Verteilung und des Beschäftigungsausmaßes. Beides empfiehlt der Rechnungshof zu erarbeiten.

 

Als konkrete Handlungsfelder identifiziert der Bericht unter anderem das Ausbildungs- und Schulsystem, um den Anteil an Personen mit maximal Pflichtschulabschluss zu verringern. Die Arbeitslosenquote lag 2022 in dieser Gruppe bei 19,4%. Weitere Maßnahmen sollten darauf abzielen, Schüler:innen zu unterstützen, bei denen das Risiko besteht, elementare Kompetenzen - etwa in Lesen und Mathematik - nicht zu erreichen. Weitere Ansatzpunkte sieht der Rechnungshof in der Ausschöpfung und Mobilisierung des im Inland vorhandenen Arbeitskräftepotenzials, insbesondere durch eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Personen sowie Migrantinnen und Migranten. Auch die Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte aus Drittstaaten, etwa über die Rot-Weiß-Rot-Karte, könnte den Fachkräftemangel mildern, so der Rechnungshof.

 

Im Ausschuss wies Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker auf die "komplexen Interdependenzen" zwischen den Handlungsfeldern hin, in denen eine Gesamtstrategie erforderlich sei. Die Anzahl der Beschäftigten sei in den letzten Jahren zwar stark angestiegen, die Summe an geleisteten Arbeitsstunden stagniere jedoch. Dies sei unter anderem auf die hohe Teilzeitquote, insbesondere unter Frauen, zurückzuführen. Arbeitsminister Martin Kocher betonte, dass hier ein großes Potenzial ausgeschöpft werden könne, vor allem durch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine Senkung der Steuer- und Lohnnebenkosten.

 

Die Beschäftigungsquote bestimmter Gruppen von Migrantinnen und Migranten müsse ebenfalls erhöht werden, wie Kraker den Abgeordneten mitteilte. Zusätzliche Investitionen von 75 Mio. € sollen die Arbeitsmarktintegration dieser Gruppen unterstützen. Eine von Eva Blimlinger (Grüne) angeregte Möglichkeit für im Land befindliche Asylwerber:innen, eine Rot-Weiß-Rot-Karte zu beantragen, wurde sowohl von Kraker als auch von Kocher abgelehnt. Die Fachkräftezuwanderung solle nicht mit Asyl vermischt werden, da dies "falsche Anreize" setzen würde.

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 


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