Investitionen sind keine Kosten und „teuer“ ohne einordnenden Vergleich ist eine leere Behauptung

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦              

KOMMENTAR

 

Den vielen Autoren von „Kosten“-Beiträgen sei etwas BWL aus den ersten Semestern

 nahe gelegt. Das Chart zeigt so ungefähr, wie man Investitionen rechnen kann, wobei ich nachdrücklich auf die dynamischen Methoden unten links verweise. Alles andere gilt als ausreichend für die Bewertung von Pommes-Buden in der kurzen Frist.

 

Damit könnte man sich der Frage nähern, so etwas wie „Kosten“ (pro Jahr, pro Einheit o.Ä.) zu berechnen, statt nur darüber zu reden. Möglicherweise resultieren dabei sogar „Erträge“, wer weiß. Methodisch möchte ich darauf hinweisen, dass etwas nur dann als „teuer“ oder gar „zu teuer“ zu bewerten ist, wenn man dazu einen Vergleich mit einer Alternative vorlegt. Dann, es ist wohl wirklich für viele zu komplex, müsste man sogar (mindestens) zwei Mal rechnen, idealerweise sogar weit mehr, dann könnte man sich dem nähern, was man „besser“ oder gar „optimal“ nennen darf.

 

Aber selbst das hat für ein Thema wie die Energiewende nicht das ausreichende Niveau, denn hier wären nun endlich mal Volkswirte gefragt, die leider in vielen Beiträgen sogar das „Kosten“-Niveau unserer derzeitigen Debatte unterbieten. Denn: Man kann der BWL nicht anlasten, dass sie die Situation eines Unternehmens bewertet. Das ist ihr Zweck. Hier gilt aber im Fall von Energieinfrastrukturen, dass vor allem Anlagen mit sehr hoher Investitionsquote gegenüber den laufenden Betriebskosten von der Höhe der Finanzierungskosten, also des dabei genutzten Zinssatzes abhängen. Anlagen mit umgekehrter Relation sind davon weniger betroffen.

 

Konkretes Beispiel: Eine Windkraftanlage oder auch eine Stromleitung erfordern hohe anfängliche Investments in den Bau, haben aber kaum Betriebskosten. In der BWL-Rechnung werden aber Zinsen für die Nutzungsdauer als Kosten fällig. Ein simples fossiles Kraftwerk ist billiger herzustellen, hier fallen weniger Zinsen an, dafür umso mehr Brennstoff.

 

Hier wäre nun die VWL gefragt. Denn im ersten Fall investieren beispielsweise Lebensversicherer und Pensionskassen in den Bau der Anlagen, um anschließend die Zinsen zu vereinnahmen. Diese werden genutzt, um Renten zu bezahlen. Im zweiten Fall wird die Wertschöpfung von – primär ausländischen – fossilen Vorkommen finanziert, um deren Produkt bei uns zu verbrennen, was Folgeschäden bedeutet, die in der BWL gar nicht auftauchen und in der VWL übrigens bestenfalls freundliche Erwähnung finden. Es sei denn, ein Rückversicherer rechnet das.

 

Sind insofern Kapitalkosten mit Brennstoffkosten gleichzusetzen? In der BWL ist das so, aber wäre es nicht Aufgabe der VWL endlich mal damit aufzuräumen, die Verbrennung fossiler Stoffe sei für eine Ökonomie – jenseits der Lieferländer – ein irgendwie lukratives Modell?

 

Wann sehen wir mal einen Volkswirt im Fernsehen, der wenigstens das Niveau der relevanten Fragestellung erklärt. Er muss ja nicht mal Antworten haben, aber wenigstens das Thema zu erkennen, wäre vielleicht ein erster Schritt?


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