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Rettungsaktion für das Braunkehlchen

(Foto von Michael Gerber birds-online.ch)
(Foto von Michael Gerber birds-online.ch)

DMZ –  TIERWELT ¦ Urs Heinz Aerni ¦            (Foto von Michael Gerber birds-online.ch)

 

BirdLife Schweiz, BirdLife Schwyz und das Amt für Wald und Natur engagieren sich in den Moorlandschaften Rothenthurm und Breitried im Kanton Schwyz für die Erhaltung und Förderung der bedrohten Wiesenbrüter Braunkehlchen und Wiesenpieper.

 

Vom 14. - 25. Mai 2024 sind in den Gebieten Rothenthurm und Breitried Fachleute von BirdLife Schweiz und Freiwillige zu sehen, wie sie mit Spektiven nach einer ganz bestimmten Vogelart Ausschau halten: sie suchen Braunkehlchen. Diese Vögel kehren in diesen Tagen aus dem tropischen Afrika zurück und beginnen mit der Balz, dem Nestbau und dem Brutgeschäft.

 

Tod im Nest verhindern

Das Braunkehlchen ist ein in Wiesen brütender Vogel, der immer mehr verschwindet. Warum? In früh gemähten Intensivwiesen wurden und werden häufig Nester und Bruten dieses Vogels zerstört. Dies kann auch in den Moorlandschaften passieren. Hier locken schon aufgewachsene Intensivwiesen die Wiesenbrüter dazu, ihre Nester auf der «falschen» Seite des Zauns zu bauen. Um ein Vermähen der Brut zu verhindern, versucht BirdLife Schweiz einerseits, die Braunkehlchen mittels Bambusstöcken in die Streuwiesen zu locken. Diese künstlichen Sitzwarten wirken sehr anziehend auf die Männchen, die von hier aus singen und ihr Revier verteidigen können. Andererseits wird geschaut, wo Nester gebaut werden, um diese bei Bedarf schützen zu können.

 

Kooperation mit der Landwirtschaft

Finden die Ornithologen von BirdLife Nester in Intensivwiesen, werden diese in Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern geschützt. Gegen eine Entschädigung wird eine Fläche um das Nest herum markiert, damit diese bei der Mahd ausgespart wird. In vergangenen Jahren konnten durch diese Maßnahme einige Bruten dieses selten gewordenen Vogels gerettet werden.

 

Nebst dem Braunkehlchen können in der Moorlandschaft auch Baum- und Wiesenpieper, Feldlerche, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Gartengrasmücke, Fitis und Bluthänfling beobachtet werden. Häufigere und bekanntere Arten sind zudem Turmfalke, Goldammer, Mönchsgrasmücke, Ringeltaube, Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe.

 

Öffentlicher Spaziergang

Am 12. Mai 2024 wird die Öffentlichkeit zu einem Spaziergang in der Moorlandschaft Rothenthurm eingeladen. Unter der Leitung von Barbara Sanli und André Ducry erfährt das Publikum mehr über diese bedrohte und schöne Vogelart, die mit Glück auch entdeckt werden kann. Zudem können Wiesenpieper und Feldlerchen beobachtet und gehört werden, die ebenfalls im Mittelland vom Aussterben bedroht sind. In Zusammenarbeit mit BirdLife Schwyz setzt sich BirdLife Schweiz für deren Rettung ein und erfreut sich eines zunehmenden Interesses seitens der Öffentlichkeit und Landwirtschaft.

 

Die Exkursion startet am 12. Mai um 9 Uhr und dauert etwa bis 12 Uhr. Treffpunkt ist die Sitzbank vor der Wasserfassung. Es ist keine Anmeldung nötig.

 

Weitere Informationen zur Vogelart Braunkehlchen:

  • Kennzeichen: Oberseite braun-schwarz, heller Überaugenstreif, weiße Schwanzseitenflecken. Kehle und Brust des Männchens im Frühling orange. Weibchen insgesamt matter und kontrastärmer gefärbt.
  • Stimme: Gesang schnell aus kurzen Strophen mit harten, knirschenden Tönen und Imitationen.
  • Vorkommen: Das Braunkehlchen besiedelt strukturreiche Wiesen, extensive Feuchtwiesen und Weiden in den Alpen und Voralpen, im Jura ist es selten und aus dem Mittelland praktisch verschwunden.
  • Nahrung: Insekten, Spinnen, andere Kleintiere.
  • Brut: Bodenbrüter; Nest in einer Wiese auf dem Boden oder in einer Vertiefung, oft bei größerer Staude. 5-7 Eier.

Vielfältige, extensive und blumenreiche Wiesen mit Sitzwarten sind das Habitat des bedrohten Braunkehlchens. Nur dort findet es genügend Insekten für die Aufzucht der Jungen und hat die Möglichkeit, die Brut vor der ersten Mahd durchzubringen. Denn die größte Gefahr für den kleinen Singvogel ist der Mähbalken: In intensiver genutzten Flächen sind die Jungvögel nicht vor dem ersten Schnitt flügge.

 

Braunkehlchen brüten im Alpenraum und im Jura in insektenreichen, ein- bis zweischürigen Wiesen und extensiven Weiden sowie in Moorlandschaften in den Voralpen. Außerdem sind auf dem Durchzug im Frühling und Herbst Beobachtungen im Flachland möglich. Insbesondere bei Rapsfeldern und offenen Äckern lohnt sich das Absuchen.

 

Das Braunkehlchen ist als Wiesenbrüter gänzlich auf eine extensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden angewiesen und gilt deshalb als Charaktervogel solcher Flächen. Auf Braunkehlchenflächen mit wenig intensiver Nutzung muss auf die Düngung, die Bewässerung und die Silage verzichtet werden. Zudem ist der erste Mahdtermin von entscheidender Bedeutung: Für höher gelegene Regionen gilt als Richtlinie für die frühestmögliche Mahd der 15. Juli.

 

 

Urs Heinz Aerni mit Unterstützung von BirdLife Schweiz

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