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Orthorexie - wenn gute Ernährung zum Zwang wird

DMZ – GESUNDHEIT ¦ Patricia Jungo ¦  

 

Einig sind wir uns wohl alle, dass gesunde Ernährung wichtig ist. Diese umzusetzen und zum Beispiel die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse auch wirklich fix in unseren Speiseplan einzubauen, ist oft eine andere Sache. Manche von uns tun sich schwer damit, können aber mit den „häufigen“ Ausnahmen ganz gut umgehen.

 

Andere wiederum nehmen gesunde Ernährung so ernst, dass diese sogar zum Zwang wird. Beschäftigt man sich obsessiv mit gesunder Ernährung, fällt oft der Begriff „Orthorexie“. Bis anhin herrschte bei Fachleuten die Meinung vor, dass es neben der pathologischen Variante auch eine „gesunde Orthorexie“ gibt. Dabei besteht ein starker Fokus auf gesunde Lebensmittel, aber es gibt keinerlei Anzeichen einer Essstörung. Nun stellen Forscher um Camille Boutin von der Université du Québec en Outaouais letztere Variante in Frage.

 

Im Rahmen einer Studie, an der rund 250 Studienteilnehmer aus dem französischsprachigen Kanada; zu 86 Prozent Frauen, beteiligt waren, wurden beide Orthorexie-Formen mit Hilfe eines etablierten Fragebogens erfasst. In der Skala zur pathologischen Orthorexie gab es dabei Aussagen wie »Gedanken an gesundes Essen stören meine Konzentration bei anderen Aufgaben«. Für eine nicht krankhafte Orthorexie sprachen Aussagen wie: »Ich esse hauptsächlich Lebensmittel, die ich für gesund halte.«

 

Es stellte sich in der Tat heraus, dass die Teilnehmer, welchen den harmloseren Statements zustimmten, in der Regel ebenfalls Anzeichen der krankhaften Orthorexie zeigten. Dies festigte bei den Forschern die Meinung, dass diese beiden Ausprägungen wohl kaum zu trennen seien. Orthorektiker legten mit höherer Wahrscheinlichkeit auch andere Merkmale von Essstörungen an den Tag, etwa häufiges Diäthalten oder Essanfälle. Sie trieben ebenfalls viel Sport.

 

Dies führt die Wissenschaftler zur Empfehlung, dass in therapeutischen Gesprächen zum Thema Ernährung persönliche Definitionen hinsichtlich gesunder Essgewohnheiten hinterfragt werden sollten. Dies vor allem, wenn es um starke Restriktionen oder verbotene Lebensmittel geht.

 

 

 

±www.spektrum.de±

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