DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦
Persönliche Erfahrungen von Influencern enden oftmals in seriös anmutenden Fehlinformationen
Ernährungstipps von Influencern im Social Web sind mit größter Vorsicht zu genießen. Darauf machen die Soziologin Naomi Smith von der University of the Sunshine Coast und Justine Topham von der Federation University aufmerksam.
Bei einer systematischen Untersuchung haben sie potenziell gefährliche Fehlinformationen in YouTube-Videos gefunden, die wiederholt als falsch entlarvte Mythen über Entgiftung und Reinigung des Körpers gelten.
Anhaltende Fake-Verbreitung
Falschinformationen, die die Forscherinnen 84 Diätvideos entnommen haben, wurden demnach auf eine Weise präsentiert, die Fachwissen oder wissenschaftliche Glaubwürdigkeit durch persönliche Erfahrungen vorgaukele. „Diese Art von Wellness-Videos spielt auch eine große Rolle bei der öffentlichen Wahrnehmung von Gesundheit und Risiko-Management, was zu einer anhaltenden Verbreitung von Fehlinformationen führt“, sagt Smith.
„Die Leute denken vielleicht, dass gesundheitliche Fehlinformationen leicht zu erkennen sind, aber unsere Untersuchung zeigt, dass es ziemlich schwierig ist, vor allem für die, die großen Wert auf ihr Körpergewicht legen, gut aussehen, sich gut fühlen und Ihre Ernährung ändern wollen. Was-ich-heute-esse-Videos mögen unterhaltsam sein und vernünftig oder wissenschaftlich erscheinen, aber sie sollten nicht als Gesundheitsratschläge verstanden werden“, so Smith.
Google schlichtweg überfordert
Die Arbeit der Expertinnen geben einen Einblick darin, wie leicht sich Fehlinformationen online verbreiten. „Zu verstehen, wie dies geschieht, kann uns helfen, bessere digitale Kompetenz zu vermitteln, durch die wir Informationen online bewerten können“, unterstreicht Smith. Die COVID-19-Pandemie habe das Problem besonders deutlich gemacht.
„YouTube stand im Mittelpunkt erheblicher Bemühungen von Google, während der Pandemie Fehlinformationen auf der Plattform zu eliminieren“, weiß Smith. Die Richtlinien von Google definieren Fehlinformationen als „ernsthafte Risiken, die ungeheuerlichen Schaden nehmen“. Dieser weit gesteckte Rahmen ermöglicht es jedoch, dass als weniger gefährliche Fehlinformationen zum Beispiel zur Entgiftung des Körpers weiterhin auf der Plattform zirkulieren.
Huth Luca, Schäfer Luise, Almanzar Giovanni, Lupoli Gaia, Bischof Marie, Wratil Paul R., Stövesand Torsten, Drechsler Christiane, Keppler Oliver T., Prelog Martina. Immunologic Effect of Bivalent mRNA Booster in Patients Undergoing Hemodialysis. 2023/02/15. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMc2216309. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2216309
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