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Es ist nicht im Trend, übermäßig auf eine Krise zu reagieren

DMZ –  BLICKWINKEL ¦ Lena Wallner ¦                                  

 

Im Netz stößt man gelegentlich auf herausragende Kommentare von Journalistin Jessica Wildfire. Ihren neuesten Kommentar möchten wir euch nicht vorenthalten.

Sie äußert sinngemäß folgendes:

In Krisensituationen neigen die meisten Menschen nicht dazu, in Panik zu geraten, sondern eher dazu, sich in einer Art Starre zu verlieren. Dieses Verhalten wird als "Normalitätsbias" bezeichnet und kann gefährliche Konsequenzen haben.

 

Ein anschauliches Beispiel für dieses Verhalten ereignete sich im Jahr 1977, als zwei Flugzeuge über Teneriffa kollidierten. Nach dem Unfall gelang es nur einer kleinen Gruppe von Passagieren, aus dem beschädigten Wrack zu entkommen, während alle anderen darin verbrannten, obwohl sie körperlich unverletzt waren. Die meisten bewegten sich nicht aus Angst vor einer Panik.

 

Ähnliche Verhaltensmuster wurden auch während der 9/11-Anschläge beobachtet. Menschen, die durch die erste Explosion aus ihren Sitzen geworfen wurden, überlegten zunächst, sich wieder hinzusetzen und abzuwarten, was die anderen tun würden. Einige hofften sogar, dass jemand beruhigende Worte finden würde. Erst als jemand schrie: "Raus hier!" entschieden sie sich, zu handeln.

 

Dieses Phänomen des Normalitätsbias ist gut dokumentiert und zeigt, wie Menschen in Extremsituationen oft dazu tendieren, lethargisch und passiv zu reagieren. Dies kann in lebensbedrohlichen Situationen fatal sein.

 

Ein weiterer Aspekt des Normalitätsbias ist die soziale Dimension. Menschen fürchten oft, als übertrieben ängstlich oder alarmistisch angesehen zu werden, wenn sie auf Gefahren hinweisen. Die Angst vor sozialer Isolation verstärkt den Normalitätsbias und führt dazu, dass viele Menschen Gefahren herunterspielen, selbst wenn klare Beweise vorliegen.

 

Die Forschung zeigt, dass während einer Krise etwa 30 Prozent der Menschen angemessen reagieren, während etwa 10 Prozent in Panik geraten und weitere 10 Prozent die Gefahr minimieren. Die übrigen 50 Prozent warten darauf, dass ihnen gesagt wird, was sie tun sollen.

 

Der Normalitätsbias ist ein psychologisches Phänomen, das uns dazu bringt, in gefährlichen Situationen träge zu werden und so zu tun, als ob alles normal wäre. Es handelt sich quasi um einen "Fehler im System" unseres Gehirns. Daher können wir nicht darauf vertrauen, dass die Mehrheit der Menschen Gefahren angemessen wahrnimmt.

 

Wenn wir mit existenziellen Herausforderungen wie dem Klimawandel konfrontiert sind, müssen wir uns der Realität des Normalitätsbias bewusst sein und versuchen, es zu überwinden. Höflichkeit und Zurückhaltung werden nicht ausreichen, um die dringend erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Politiker und Milliardäre werden wahrscheinlich versuchen, unsere Neigung zum Normalitätsbias auszunutzen, um uns glauben zu machen, dass alles in Ordnung ist, selbst wenn das nicht der Fall ist. Wir müssen uns dieser Täuschung widersetzen und bereit sein, für Veränderungen einzutreten, selbst wenn das Unruhe bedeutet.

 

Kurz gesagt, in Zeiten der Krise ist es nicht im Trend, ruhig zu bleiben und so zu tun, als ob nichts passiert. Wir müssen handeln und uns bewusst gegen den Normalitätsbias wehren, um unsere Zukunft zu sichern.

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