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Reminder zu Langzeitfolgen von COVID-19: Ein Rätsel mit erheblichen Auswirkungen

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                                    

 

Für mindestens 5-10% der Menschen, die COVID-19 überleben, nimmt die Geschichte kein erlösendes Ende. Stattdessen tauchen sie in die Welt des post-COVID-19-Zustands (PCC), der postakuten COVID-19-Folgen (PACS) oder, wie es umgangssprachlich genannt wird, 'Long COVID' ein.

 

Diese hartnäckige Erkrankung bringt eine Vielzahl von Symptomen und gesundheitlichen Problemen mit sich, die anhaltend sind und das tägliche Leben in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen können. Die Auswirkungen erstrecken sich über die physische Gesundheit hinaus und ziehen soziale und psychische Belastungen nach sich, was die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinflusst.

 

Die genaue Ursache dieses Syndroms ist nach wie vor ein Rätsel, und es fehlen effektive Behandlungen. Erschwerend kommt hinzu, dass es bisher keine verlässlichen Biomarker gibt, um PCC eindeutig zu identifizieren.

 

Eine große Frage, die Wissenschaftler beschäftigt, ist, ob es sich bei PCC um eine einheitliche Erkrankung handelt oder ob es verschiedene Untergruppen gibt, die unterschiedliche Ursachen haben. Eine kürzlich durchgeführte US-RECOVER-Studie hat versucht, PCC anhand der Symptome zu kategorisieren und vier Gruppen von Betroffenen identifiziert. Diese Gruppen hatten Symptome, die durch Veränderungen des Geruchssinns/Geschmackssinns, extreme Erschöpfung, Gedächtnislücken und Herzrasen sowie Magen-Darm-Beschwerden ausgelöst wurden. Es stellte sich jedoch heraus, dass es erhebliche Überschneidungen und eine allmähliche Verschärfung der Symptome zwischen den Gruppen gab. Die Symptome wurden von den Patienten selbst erfasst, und die langfristigen Auswirkungen dieser Gruppierungen, insbesondere die Chancen auf Genesung von PCC, sind immer noch unklar.

 

Um mehr Klarheit zu schaffen, haben wir versucht, PCC genauer zu untersuchen. Dafür haben wir die klinische Präsentation und die 2-jährige Entwicklung von PCC in einer großen Gruppe von COVID-19-Überlebenden in Südeuropa untersucht. Dabei stellten wir fest, dass bereits bestehende medizinische Probleme, einschließlich Begleiterkrankungen, sowie sozioökonomische Faktoren wie das Bildungsniveau einen Einfluss auf die Entwicklung und Genesung von PCC haben. Ähnlich wie in der US-RECOVER-Studie haben wir festgestellt, dass Menschen sub-syndromische Cluster bilden, die sich durch das Vorhandensein sich überlappender Symptome auszeichnen, anstatt unterschiedliche Gruppen von Symptomen zu haben.

 

Besorgniserregend ist, dass die Genesung von PCC in den ersten beiden Jahren selten war. Dies stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem in Europa dar, solange die Übertragung von SARS-CoV-2 anhält und nur wenige Menschen von PCC geheilt werden. Personen mit diesem schweren postviralen Syndrom werden sich weiterhin ansammeln und müssen angemessen von den derzeit unvorbereiteten Gesundheitssystemen behandelt werden.

 

Die aufkommenden Erkenntnisse zur Pathophysiologie von PCC zeigen, dass die Infektion mit SARS-CoV-2 eine breite Palette von Schäden unterschiedlicher Art auf verschiedenen Ebenen des Körpers verursacht. Dies kann von Gefäßproblemen über Immunreaktionen bis hin zu Entzündungen und mehr reichen. Es gibt jedoch erhebliche individuelle Unterschiede in der Reaktion auf die Infektion. Es wird immer noch darüber diskutiert, ob PCC als eine einzige Krankheit oder als eine Gruppe von Krankheiten mit unterschiedlichen Ursachen betrachtet werden sollte. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich eher um eine einzige, vielseitige Krankheit handelt, bei der die Schwere im Laufe der Zeit zunimmt.

 

Insgesamt unterstreicht unsere Studie die Dringlichkeit der Suche nach zuverlässigen Biomarkern und innovativen Therapien, um PCC zu verstehen, zu verhindern und zu behandeln. Dies ist entscheidend, um die Auswirkungen dieses Syndroms auf die öffentliche Gesundheit zu mildern und den Betroffenen zu helfen.

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