
DMZ – GESUNDHEIT ¦ Patricia Jungo ¦
Bei der Immunantwort auf Infektionen oder Verletzungen spielt ein neu entdeckter Schaltkreis im zentralen Nervensystem eine grundlegende Rolle. Für uns ist es überlebenswichtig, dass das Gehirn spürt, wenn wir krank werden.
Es ist alsdann für das typische Krankheitsverhalten besorgt. Das heißt, wir haben keinen Appetit mehr, es fehlt uns an Antrieb und am liebsten wollen wir nur noch unsere Ruhe. Zudem wird Kortisol ausgeschüttet, ein wichtiger körpereigener Entzündungshemmer. Auf diese Weise können die notwendigen Ressourcen angemessen aufgeteilt werden. Damit all dies klappt, braucht es eine ständige Absprache zwischen dem Gehirn und dem Immunsystem. Nun hat ein Team um Ferdinand Jagot von der Université de Paris Cité einen daran beteiligten Schaltkreis bei Mäusen nachgezeichnet. Es geht dabei um eine Kommunikationsachse zwischen Hirnstamm und Hypothalamus.
Der vagale Komplex im Hirnstamm ist dafür verantwortlich zu messen, wie viele Entzündungshormone im Blut vorhanden sind. Diese wichtige Information gibt er dann weiter an den Nucleus parabrachialis (auch im Hirnstamm), dessen Neurone bis in den Hypothalamus reichen. Dieser wiederum kümmert sich um die Kontrolle der Ausschüttung des entzündungshemmenden Hormons Kortisol (bei Mäusen Kortikosteron), was eine Überreaktion der körpereigenen Immunantwort verhindern kann. Wurde der Nucleus parabrachialis von den Forschern aktiviert, nahm die Immunaktivität der Mäuse entsprechend ab. Laut Gerard Eberl, Leiter des Teams, kann die neuronale Aktivität im Gehirn allein die Entwicklung von Immunreaktionen bei Infektionen oder Verletzungen stark beeinflussen. Dabei zeigt der entdeckte Schaltkreis vorwiegend Reaktionen auf Infektionen durch Bakterien oder Pilze. Die Regulierung der Immunantwort auf Viren oder Allergene scheint Aufgabe anderer Netzwerke zu sein.
±spektrum.de±
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