
DMZ – LEBEN / TIERWELT ¦ Patricia Jungo ¦
Island gehört zu den wenigen Ländern der Erde, die den Walfang immer noch erlauben. Diese Regelung hat im letzten Jahr 148 Finnwalen das Leben gekostet, wobei ihr Fleisch hauptsächlich nach Japan exportiert wurde.
Obschon weltweit die Nachfrage nach Walfleisch am Sinken ist, kann noch nicht von einem Endpunkt gesprochen werden. Nun lässt ein kurzfristiges Stoppzeichen der isländischen Regierung neue Hoffnung aufkommen. Es tritt zu einem Zeitpunkt ein, an dem sich die Walfänger bereits zur Abfahrt bereit machten. Bis anhin wurden in Island nur temporäre Walfangverbote ausgesprochen. Das Land überlegt sich, ob der Walfang noch mit dem modernen Tierschutz zu vereinen ist. Damit ist man wohl spät dran.
Gleichzeitig könnte die Überlegung aber ein zukunftsträchtiges Signal sein, das weit über Island hinausgeht, beispielsweise nach Japan oder Norwegen. Der optimale Fall wäre, wenn die Jagd noch in diesem Jahr vollständig enden würde. Es ist aber auch denkbar, dass nach einer nur zweimonatigen Pause weitergemacht wird wie bis anhin. Die Walfangsaison dauert in Island von etwa Mitte Juni bis September. Wie das Walfangunternehmen Hvalur noch vor kurzem in einer Fachzeitschrift verkündete, waren alle nötigen Lizenzen für den Start schon bereit.
Daher rechnete wohl niemand mit dem plötzlichen Stopp, der sich bis zum 31. August hinziehen soll. Der Beschluss wurde von der Lebensmittel- und Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir ausgesprochen. Sie will in dieser Pause überprüfen, wie und ob es überhaupt mit der Jagd weitergeht. Im letzten Jahr wurden gemäss Inspektionsbericht der Veterinärbehörde noch länger als erlaubt Wale getötet und auch die Fangmethode wurde kritisiert. Für Svandís Svavarsdóttir ist es klar, dass diese Aktivität in Zukunft eingestellt werden muss, wenn die Erfüllung der Tierschutzanforderungen durch die Behörden und Lizenzhaber nicht sichergestellt werden kann. Darunter ist natürlich zu verstehen, dass der Walfang unter anderen rechtlichen Bedingungen dennoch weitergehen könnte. Je nachdem, welche Einstellung die politischen Entscheider zur Sache haben, könnte es auch beschränkt weiterlaufen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bezeichnung des Walfangstopps durch die Tierschutzorganisation IFAW als Todesstoß für den kommerziellen Walfang auf Island und als Schlüsselmoment für den Schutz der Wale Anlass zu wirklicher Hoffnung auf ein definitives Ende des Walfangs in Island gibt.
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