
DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦
Experten erstellen erstes genomisches Abbild von Menschen aus MENA-Region und Südasien
Forscher der NYU Abu Dhabi haben den Zusammenhang zwischen microRNAs und der Schwere von COVID-19 bei 259 nicht geimpften Patienten untersucht.
Bei microRNAs handelt es sich um kleine RNA-Moleküle, die die Gene regulieren. Das Team unter Leitung von Youssef Idaghdour hat microRNAs identifiziert, die mit einer geschwächten Immunreaktion und der Einlieferung in die Intensivstation in Verbindung stehen. Alle Studienteilnehmer leben in Abu Dhabi. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Medizinern an mehreren Krankenhäusern durchgeführt.
Erbgut beeinflusst Erkrankung
Im Rahmen dieses Projekts wurde das erste genomische Abbild der Architektur von microRNAs des Blutes bei COVID-19-Patienten aus dem Mittleren Osten, Nordafrika und Regionen Südasiens erstellt. Diese Populationen sind bei der Genomforschung durchwegs unterrepräsentiert. Die Forscher haben in den frühen Stadien der Infektion Veränderungen der microRNA ausgemacht, die mit spezifischen Merkmalen des Bluts und dem Absterben der Immunzellen in Verbindung stehen. Dadurch kann das Virus das Immunsystem umgehen und sich vermehren.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Erbgut eines Patienten die Immunfunktion und die Schwere der Erkrankung beeinflusst. Damit stehen neue Erkenntnisse zur Verfügung, wie sich Prognose und Behandlung verbessern lassen. Aufgrund der Vielfältigkeit des Samples besteht Hoffnung, dass diese Forschungsergebnisse für rund 30 Prozent der Weltbevölkerung Gültigkeit haben. Dabei handelt es sich um Menschen, die in der MENA-Region und Südasien leben. Die Forscher haben hierfür umfangreiche Analysen durchgeführt.
Breitere Anwendung möglich
Laut Idaghdour verbessern diese Studienergebnisse das Verständnis, warum manche Patienten COVID-19 besser überstehen als andere. „Diese Studie belegt, dass microRNAs ein vielversprechender Biomarker für die Schwere der Erkrankung und für die Ziele von therapeutischen Maßnahmen sind.“ Die Verfahren dieser Studie lassen sich laut dem Experten auch auf andere Populationen anwenden. Denkbar ist laut Idaghdour auch ein Einsatz bei anderen Infektionskrankheiten. Details wurden in „Human Genomics“ veröffentlicht.
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