
DMZ – WIRTSCHAFT / POLITIK ¦ Daniel Birkhofer ¦
KOMMENTAR
Es fällt mir leider zunehmend auf, dass nicht Argumente, sondern Hass, Rechthaberei und Wut viele Auseinandersetzungen auszeichnen. Sei dies bei den existenziell wichtigen Themen wie Klimawandel, Migration oder Geschlechterkampf. Es scheint mir der Geist der Rache unser gesellschaftliches Miteinander zunehmend zu vergiften.
Ein wesentlicher Grund dieser sichtbaren Spaltungstendenzen sehe ich darin, dass wir offenbar zu streiten verlernt haben. Uns scheint es viel wichtiger zu sein, politisch korrekt zu sein. Die "Wokeness" - eine heilige Kuh geworden. Anstelle einer aufgeklärten Streitkultur ist eine Kultur des Sündenbock-Mechanismus entstanden. Jeder und jede kann heute selber bestimmen, was "gut" und was "böse" ist - politisch korrekt ausgesprochen müsste ich hier jetzt von Diversität sprechen... Werte und Normen sowie Traditionen werden aus Prinzip zu Tode geschrien und man geht davon aus, dass ein tabula-rasa-Ansatz das Maß aller Dinge sei.
Was für ein geschichtsferner und damit vergangenheitsverachtender Ansatz. Vielleicht wäre etwas weniger Selbstgerechtigkeit und weniger kulturelle Amnesie (damnatio memoriae) angesagt. Oder wie Joachim Fest sinngemäss formuliert hat: Da die Erwartung umgekehrt proportional zur Erfahrung wächst, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Absolutismus der Erwartung die Autorität der Erfahrung völlig verdrängt hat oder auch: ohne historisches Gedächtnis ist der Mensch in einer sich ständig beschleunigenden Welt ohne Haltegriff...
Es gilt also eine Lanze zu brechen für eine Streitkultur wider der rein spaltenden Hass- und Wuttiraden heutiger Meinender...!
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