DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦
Günter Valda ist Krankenpfleger und Fotograf. Mit seinem Crowdfunding-finanzierten Buch „House of Fate“ zeigt er den Berufsalltag in einer Notaufnahme. Leben und Tod Entscheidungen, die oft nur in wenigen Sekunden zu treffen sind. Dies ist eine ganz eigene Welt, die nun visuell in einem Bildband festgehalten wurde. Ein Grund für uns den Fotografen zu interviewen.
Wie war dein Weg in die Gesundheits- und Krankenpflege?
Schon während der Ausbildung hat mich der Bereich zwischen Leben und Tod am meisten interessiert. Direkt nach der Ausbildung fing ich an der Notaufnahme im AKH Wien an. Parallel dazu absolvierte ich Ausbildungen in der Präklinik, die mich zur Flugrettung beim ÖAMTC führten. Es folgten die SAB Intensiv und Anästhesie, der ERC Reanimationstrainer und Auslandserfahrung in der Schweiz.
Was hat dich motiviert in der Notaufnahme zu fotografieren?
Die Notaufnahme ist ein sehr spezieller Ort zu dem man nur als Patient, Angehöriger oder als Personal reinkommt. Sie ist quasi hermetisch abgeriegelt. Für mich fühlt es sich so an, dass man dem Leben nirgends wo näher ist. Hier spürt man den Puls des Lebens so stark, wie an keinem anderen Ort. Genau dort wollte ich nach meiner Ausbildung zum DGKP hin. Wahrscheinlich beruht dies auf meiner eigenen persönlichen Erfahrung nach einem schweren Unfalltrauma als Kind. Ich wollte unbewusst diese „Räume“, dich als Kind durchlebte, erneut betreten. Diesen Bereich zwischen Leben und Tod.
In dieser Zeit fing ich auch an zu fotografieren. Die Kamera wurde mein Werkzeug, mit der ich Szenen und Situationen nähere betrachten konnte. Wie eine Lupe, mit der man versucht zu verstehen, was rationell nicht zu begreifen ist. Extremsituationen führen zu Türen, an die man sonst nicht kommt, und machen sie auf. Dem Tod nahe ist: voll im Leben.
Warum ist ist es besonders wichtig, diese Momente in Szene zu setzen?
Im Grunde will auf ich mehreren Ebenen sensibilisieren. Zum einem geht es in dieser Arbeit um die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Nirgends ist man näher an dieser Substanz, als an einem Ort wie der Notaufnahme. Der Betrachter erfährt durch die Bildsequenzen die Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern, ohne selbst ein Teil davon zu sein. Zum anderen zeigt es die Menschen die in solchen Einrichtungen arbeiten. Wer sind die Personen, die ständig auf dieser schmalen Linie zwischen Leben und Tod arbeiten und was macht diese Extremsituation mit ihnen.
An wen ist dein erster Bildband gerichtet?
Er ist an alle Interessierten gerichtet, vor allem aber auch an die Verantwortlichen im Gesundheitsbereich und den KrankenpflegerInnen selbst, die sich in der Öffentlichkeit oft mit einem falsch interpretierten Berufsbild konfrontiert sehen. Nur durch Verbesserungen der Rahmenbedingungen kann man Gesundheitspersonal vor Überlastungen schützen.
Du hast ja auch bereits ein nächstes Projekt, magst du davon erzählen
Mitten in der Arbeit an meinem Projekt „house of fate“ fegte die Pandemie wie ein Tsunami in die Gesundheitseinrichtungen. Plötzlich sah sich das Gesundheitspersonal massivsten Belastungen gegenüber und war selbst auch durch fehlende Schutzausrüstung vor Infektionen nicht geschützt.
Dies bedingte, dass man mit der Kamera in die Isolierten Covidbereiche nicht mehr vordringen konnte, und eine Dokumentation somit nicht möglich war. Animiert aus meinem vorigen Projekt schickten mir KrankenpflegerInnen aus verschiedenen Ländern Selfies aus den Covidstationen, um mir ihre enormen Belastungen zu zeigen. Abdrücke von Schutzausrüstung auf der Haut die sie teils bis zu 12 Stunden tragen und die Auswirkungen der emotionalen/psychischen und physischen Belastungen waren eindrucksvoll zu erkennen. Ich hatte also plötzlich Bildmaterial aus der Mitte des Tsunamis zur Verfügung, ohne das ich mich selbst in diese Bereiche begeben musste. Diese authentischen Selfies sind ein Zeitdokument und der Kern meines nächsten Projektes. Gerne kann man mir weiterhin Selfies aus diesen Bereichen schicken.
https://www.valda.at
Ausflugstipps
Unterstützung
Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.
Rezepte
Persönlich - Interviews
Kommentar schreiben