DMZ – BLICKWINKEL ¦ Ruedi Stricker ¦
Mit grosser Genugtuung stellt der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung fest, dass sich die Einführung einer Ombudsstelle für Wetterfragen bewährt hat. Allein im Berichtsjahr konnten 122 Streitfälle ohne Unterstützung der ordentlichen Justiz geschlichtet werden. Die nachstehenden Fälle illustrieren die zunehmende Bedeutung dieser anspruchsvollen Arbeit.
Fall 12: Skilift Höchi
Die Betreibergesellschaft des Skilifts erhält vom Wetterdienst «Seich+Hagel» eine einmalige Entschädigung von CHF 12 458.85 für die katastrophale Prognose vom 12. Januar. «Seich+Hagel» hatte für den Sonntag eine Warmfront inkl. Schneeschmelze vorausgesagt, worauf der Wochenendumsatz des Skilifts um die Hälfte einbrach. Den Einwand des Wetterdienstes, die prognostizierte Schneeschmelze sei ja tatsächlich eingetreten, tat der Ombudsmann als Spitzfindigkeit ab.
Fall 37: Landwirt Humbel
Der Früchteproduzent Humbel verliess sich auch in der verhängnisvollen letzten Maiwoche gutgläubig auf die angekündigten «sintflutartigen Gewitter mit Orkanböen». Also disponierte er einen Drittel weniger Erntehelfer und Fahrzeuge für seine reifen Erdbeeren. Seine Voraussicht wurde allerdings bitter enttäuscht: Das von «Seich+Hagel» versprochene Gewitter blieb aus, Humbel musste die überschüssigen Tonnen bester Früchte an seine Schweine verfüttern. Auch hier zeigte sich die Ombudsstelle verständnisvoll.
Fall 66: Lydias Sonnenbrand
Lydia B. ist sich keiner Schuld bewusst: «Der Wetterbericht zeigte über Pfuntern eine dicke, graue Wolke. Also verzichtete ich auf Sonnencrème und begab mich in die Pfuntener Dorfbadi, wo ich bis gegen fünf Uhr schlief und mit einem schlimmen Sonnenbrand aufwachte.» Vergeblich argumentierte der Anwalt von «Seich+Hagel», bei dieser Wolke habe es sich lediglich um ein Symbolbild gehandelt, wie es auch von anderen Wetterdiensten verwendet würde. Lydias Sonnenbrand wurde mit einem Geldbetrag sowie einem Sixpack Sonnencrème entschädigt.
Fall 68: Schneeschuhwanderung bei Vollmond
Besonders hart traf es das Hotel «Krone» mit seiner jährlich stattfindenden Schneeschuhwanderung. Aufgrund der schlechten Prognose («bedeckter Himmel») hatte der Wirt rechtzeitig einen Ersatzmond beschafft. Die an einem Ballon hängende Lampe sah täuschend echt aus und hätte ihren Zweck erfüllt, wenn nicht der echte Mond wegen ausbleibender Wolken den Betrug aufgedeckt hätte – schliesslich glaubt der dümmste Tourist nicht, dass Krachenwil von einem Doppelmond verwöhnt wird. Der Bschiss kostet den Wirt neben seiner Reputation einen erheblichen Einbruch der Buchungen nebst einer Schadenersatzzahlung von von CHF 5 000.--
Fall 78: Projektwoche Meteorologie
Ebenfalls Pech hatte eine Gruppe von Studenten der Meteorologischen Fakultät der Universität Perugia, die in der speziellen Topografie Krachenwils die Zuverlässigkeit von Wetterprognosen überprüfen wollten. Leider trat die vorausgesagte Hochdrucklage mit wolkenlosem Himmel derart präzise ein, dass sich die frustrierten Studenten tagelang in der Badi die Zeit totschlagen mussten. Eine Schadenersatzforderung ist angekündigt, und die Ombudsstelle hat vorsorglich eine angemessene Rückstellung verbucht.
Der Ratsschreiber
Ruedi Stricker
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