DMZ – LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦
KOMMENTAR
Alle Menschen brauchen Freiräume. Wir Erwachsenen fordern sie, müssen sie oft ganz bewusst schaffen, darum kämpfen und unser Recht darauf zuweilen auch lauthals kundtun.
Wir fragen uns oft, wo denn all die Freiräume unserer Kindertage geblieben sind? Doch sind Freiräume wirklich (noch) ein fester Bestandteil im Leben unserer Kinder? Haben die Kinder genügend Zeiten, in denen selbstbestimmtes Handeln möglich ist? Bedauerlicherweise sieht die Realität nicht immer so aus. Wir Eltern wollen das Beste für unsere Kinder; in unserer Gesellschaft besteht jedoch dabei eine gewisse Gefahr, dass wir den kindlichen Alltag füllen, resp. überfüllen.
Viele Kinder machen täglich und wöchentlich eine stattliche Anzahl an Aktivitäten mit und ihr Tag ist oft voll gepackt wie bei einer berufstätigen Person. Dabei zählen zweifelsohne sehr viele sinn- und wertvolle Unternehmungen dazu. Was jedoch zuweilen auf der Strecke bleibt, sind genau die Freiräume, die unseren Kindern eigentlich zustehen und nach denen wir uns als Erwachsene sehnen. Das Fehlen dieser Freiräume macht aber vor allem Kindern zu schaffen, da das freie Agieren ein extrem wichtiger Teil ihrer Entwicklung darstellt. Bereits ab der achten Lebenswoche beginnt ein Kind zu spielen und sein Interesse an seiner Umwelt steigt zunehmend. Alles, was es umgibt, ist interessant und wird zum Spiel, sobald es seine motorischen Fähigkeiten zulassen. Voraussetzung fürs Spielen ist genug Raum, sich ohne Ablenkung mit dem Gegenstand oder der Situation abzugeben. So werden auch eigene Ideen entwickelt, das Kind lernt und verknüpft mühelos die Synapsen im Gehirn. Die Kinder haben natürlich ein ganz anderes Tempo als wir Erwachsenen und auch das Zeitgefühl ist ein anderes.
Viele Eltern möchten ihr Kind von Anfang an genügend fördern, damit es nichts verpasst und die besten Voraussetzungen hat. Wenn das Kind jedoch nicht mehr genügend Zeit hat und sein eigenes Tempo beim Entdecken nicht respektiert wird, besteht die Gefahr, dass dadurch auch sein Lern- und Entwicklungsprozess gehemmt wird. Ebenso kann sich Frustration einstellen, wenn dem Kind zuviel verplante Zeit auferlegt wird oder es ständig aus seiner Welt geholt wird. Ein echter Freiraum für unsere Kinder bedeutet, dass ihm niemand mit Angeboten oder Ablenkungen zur Seite steht und auch niemand Unterhaltung bei Langeweile anbietet oder mit der Lösung für alle Probleme gleich zur Stelle ist. Genau in diesen Freiräumen bekommt das Kind die Chance, eigene Lösungen zu finden, aus seiner Langeweile eine neue Spielidee zu entwickeln. Der Freiraum kann in eigenem Tempo und mit eigenen Ideen befüllt werden. Zudem merkt das Kind, wie gut es auch allein zurecht kommt, was wiederum Stärke und Selbstbewusstsein wachsen lässt. Ein freier Raum - vor allem unsere Kinder werden dankbar dafür sein und sich daran stärken!
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