DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
Im aktuellen Wildschadensbericht für das Jahr 2021 (III-731 d.B.) informiert der Landwirtschaftsminister über Art und Ausmaß der Waldverwüstungen durch das Wild und Weidevieh. Schädigungen des Waldes können durch Verbeißen von Keimlingen, Terminal- oder Seitentrieben, durch Schälen der Rinde, durch Verfegen junger Bäume oder in Form von Trittschäden erfolgen.
Bei entsprechender Häufigkeit und Schwere können diese Beeinträchtigungen zu wirtschaftlichen und ökologischen Schäden führen. Laut dem Bericht sind überhöhte Schalenwildbestände, zu intensive Waldweide und vor allem mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes bei der Waldbewirtschaftung sowie Beunruhigung und Verdrängung des Wildes durch Tourismus und Erholungssuchende, Siedlungstätigkeit oder Verkehr dafür verantwortlich.
Anstieg der Wildverbissschäden
Die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2016 bis 2021 zeigen eine Verschlechterung der Schadenssituation durch Wildverbiss. Von den rund 1,4 Mio. Hektar verjüngungsnotwendiger Fläche weisen 41% bzw. 577.000 Hektar Wildschäden auf. Davon entfallen 115.000 Hektar auf Schutzwald. Das ergibt ein Plus von vier Prozentpunkten gegenüber der Inventurperiode 2007-2009. Zu hohe Wildbestände würden eine rechtzeitige Verjüngung und somit eine nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes gefährden, heißt es im aktuellen Wildschadensbericht.
Auch die Ergebnisse des Wildeinflussmonitorings 2019 bis 2021 sind wenig zufriedenstellend. Während sich in 40% der Bezirke Verbesserungen zeigen, ist in 44% der Bezirke der Wildeinfluss auf die Waldverjüngung angestiegen. In der Vorperiode 2016 bis 2018 gab es noch in 62% der Bezirke eine Verbesserung der Situation. Laut dem Bericht weisen Regionen mit vorwiegend Mischwäldern einen höheren Wildeinfluss auf. So konnten sich Mischbaumarten wie Tanne und Eiche in vielen Bezirken nicht oder kaum über 1,3 Meter hinaus entwickeln. Neben den natürlichen Konkurrenzverhältnissen und der waldbaulichen Behandlung spielt dabei Verbiss eine wesentliche Rolle. In Bezirken mit starkem Wildeinfluss werde sich die Situation zudem erst dann nachhaltig verbessern, wenn der Wildeinfluss über mehrere Perioden deutlich sinke, so der Bericht.
Differenziertes Bild bei Schälschäden
Auch bei den Schälschäden kann keine Entwarnung gegeben werden. Schälschäden beschränken sich auf Gebiete mit Rotwildvorkommen und treten hauptsächlich in jüngeren Beständen im Stangenholz, überwiegend bei Fichte, auf. Laut den Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur 2016-2021 kann zwar im Wirtschaftswald eine Abnahme der Schälschäden verzeichnet werden - allerdings auf hohem Niveau. Erstmals seit den 1990er-Jahren ist der Anteil der geschälten Stämme um einen Prozentpunkt auf 8,5% gesunken. Im Schutzwald haben die Schälschäden allerdings zugenommen und beeinträchtigen seine Schutzwirkung.
Zur Verbesserung der Verbiss- und Schälschadensituation brauche es verstärkte Anstrengungen, um die rechtzeitige Verjüngung der Schutzwälder, die Wiederaufforstung geschädigter Wälder, die Erhaltung der Funktionalität und die notwendige Anpassung der Wälder an den Klimawandel nicht zu gefährden, so der Wildschadensbericht. Ein nachhaltiger Erfolg hänge zudem davon ab, inwieweit es auf lokaler Ebene gelinge, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Lösungen zu finden. Der Wildschadensbericht nennt etwa eine konsequente Umsetzung, Einhaltung und den Vollzug der Landesjagdgesetze sowie des Forstrechts, die verstärkte Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes und der Jagd bei der Waldbewirtschaftung sowie das konstruktive Einbringen der Weide- und Landwirtschaft als Beispiele. Von Freizeit- und Erholungssuchenden sei zudem verantwortungsvolles Verhalten im Wald gefragt, um die Lage nicht weiter zu verschärfen. Dies lasse sich durch entsprechende Information und Bewusstseinsbildung erreichen.
Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦
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