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US-Einreise verweigert: Norwegischer Tourist soll wegen JD-Vance-Meme festgehalten worden sein – Behörden widersprechen

DMZ – INTERNATIONAL ¦ A. Aeberhard

 

Newark/Oslo – Ein angeblich harmloser Besuch eines norwegischen Touristen in die Vereinigten Staaten sorgte für internationale Aufmerksamkeit – und für widersprüchliche Darstellungen. Mads Mikkelsen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schauspieler) wurde Anfang Juni am Flughafen Newark im Bundesstaat New Jersey von US-Grenzschutzbehörden (CBP) aufgehalten, stundenlang verhört – und anschließend nach Norwegen zurückgeschickt. Der Grund? Medienberichten zufolge soll ein Meme auf seinem Handy, das den US-Vizepräsidenten JD Vance mit Glatze zeigt, Anlass zur Einreiseverweigerung gewesen sein. Die US-Behörden hingegen dementieren diese Darstellung vehement.

 

Meme oder Marihuana? Zwei Versionen desselben Falls 

Die Nachricht verbreitete sich rasch: Ein 21-jähriger Norweger, auf dem Weg zu Freunden in den USA, sei von Beamten der US-Einwanderungsbehörde wegen politisch sensibler Inhalte auf seinem Mobiltelefon festgesetzt worden. Insbesondere ein satirisches Bild, das JD Vance in ungewöhnlicher Darstellung zeigen soll, habe die Beamten alarmiert. Auch ein Foto einer Holzpfeife wurde auf dem Gerät gefunden.

 

Was folgte, sei laut Mikkelsen eine fünfstündige Prozedur gewesen, die Fingerabdrücke, Gesichtsscans, Blutabnahme sowie das Durchsuchen seines Gepäcks einschloss. In einem Interview mit dem Onlinemedium Daily Dot schilderte er die Erfahrung als „traumatisch“ und „entwürdigend“. Mikkelsen berichtete zudem von widersprüchlichen Angaben in den offiziellen Unterlagen: So sei als Einreisegrund „Familienbesuch“ notiert worden – obwohl er lediglich Freunde treffen wollte – und sein norwegischer Pass fälschlich als „spanisch“ deklariert worden.

 

US-Behörden dementieren: Meme kein Grund für Einreiseverweigerung 

Das US-Zoll- und Grenzschutzamt reagierte ungewöhnlich schnell auf die Berichterstattung. Über den offiziellen X-Account (ehemals Twitter) bezeichnete die CBP die Darstellung als „falsch“. Der Tweet mit dem Hinweis „Fact Check: FALSE“ bezog sich direkt auf einen Bericht der Daily Mail, die von einer politischen Motivlage ausging. Die CBP betonte stattdessen, Mikkelsen sei nicht wegen eines Memes, sondern aufgrund „eingeräumten Drogenkonsums“ zurückgewiesen worden.

 

Ob es sich dabei um ein Missverständnis oder um eine bewusste Verharmlosung handelt, bleibt bislang ungeklärt. Laut Mikkelsen sei die auf dem Handy entdeckte Pfeife ein Geschenk für einen Freund aus Schulzeiten gewesen. Die Behauptung der Beamten, es handle sich um Drogenutensilien, wies er zurück.

Politisch heikle Symbolik oder strenge Einwanderungskontrolle? 

Die Angelegenheit wirft grundsätzliche Fragen über die Praxis US-amerikanischer Einreisekontrollen auf. Immer wieder berichten Reisende von willkürlich wirkenden Durchsuchungen, langen Befragungen und restriktiven Maßnahmen – insbesondere seit der Verschärfung der Visa-Vergabekriterien in den vergangenen Jahren. Der Fall Mikkelsen erhält zusätzlich Brisanz, da er mutmaßlich politisch konnotierte Inhalte betraf. Auch wenn die Behörden dies bestreiten, zeigt der Fall exemplarisch, wie schnell private Inhalte auf Mobilgeräten zum Einfallstor für staatliches Einschreiten werden können.

 

Rechtsmittel stehen Mikkelsen als Nicht-US-Bürger kaum zur Verfügung. Ein Wiedereinreiseversuch dürfte ihm in naher Zukunft erschwert werden – ganz gleich, ob das Meme letztlich der wahre Auslöser war oder nicht.

 

Diplomatische Reaktionen bislang ausgeblieben 

Weder die norwegische Botschaft in Washington noch das US-Außenministerium haben sich bislang öffentlich zu dem Vorfall geäußert. Aus Oslo war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Ob es zu einer offiziellen diplomatischen Beschwerde kommt, bleibt abzuwarten.

 

Der Fall dürfte jedoch weiter Wellen schlagen – nicht zuletzt, weil er exemplarisch für die wachsende Kluft zwischen digitaler Privatheit und staatlicher Überwachung steht.

 


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