­
 · 

CH: Gasturbinen-Prüfstand von Ansaldo wird ab 2027 Teil der Schweizer Stromreserve

DMZ – WIRTSCHAFT ¦ MM ¦ AA ¦ 

 

Bern – Der Schweizer Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung grünes Licht für eine wichtige Übergangslösung zur Sicherung der Stromversorgung gegeben: Der Gasturbinen-Prüfstand der Firma Ansaldo Energia in Birr (AG) soll ab Februar 2027 als Reservekraftwerk mit einer Leistung von 250 Megawatt einsatzbereit sein. Damit soll das Risiko einer Strommangellage in den kritischen Wintermonaten verringert werden, bis neue Reservekraftwerke betriebsbereit sind.

 

Brückentechnologie zur Versorgungssicherheit 

Die Gasturbine vom Typ GT26, die derzeit für Testzwecke verwendet wird, wird künftig Teil der sogenannten thermischen Reserve. Sie dient als Überbrückung, bis fünf neue, langfristig geplante Reservekraftwerke zur Verfügung stehen. Diese werden frühestens ab 2030 vollständig betriebsbereit sein.

 

Da die bestehenden Reservekraftwerksverträge in Birr, Cornaux (NE) und Monthey (VS) im Frühling 2026 auslaufen, braucht es für die Übergangszeit neue Lösungen. Ein Weiterbetrieb des heutigen Reservekraftwerks von General Electric in Birr scheidet aus rechtlichen Gründen aus: Der Kanton Aargau hat einer Verlängerung der Betriebsbewilligung eine klare Absage erteilt.

 

Zuschlag für Ansaldo-Angebot – 275 Millionen Franken Zusatzkredit 

Als kurzfristig realisierbare Alternative hat Ansaldo Energia dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Anfang Juni 2025 ein verbindliches Angebot unterbreitet. Dieses sieht vor, den Prüfstand ab dem 31. Januar 2027 als abrufbares Reservekraftwerk bereitzustellen – rechtzeitig für die Versorgungsspitzen im Winter 2026/2027.

 

Damit die nötigen Umrüstungen und Vorbereitungen rechtzeitig beginnen können, hat der Bundesrat das UVEK beauftragt, bei der Finanzdelegation der eidgenössischen Räte (FinDel) einen Zusatzkredit in Höhe von 275 Millionen Franken zu beantragen. Die Finanzierung erfolgt haushaltsneutral: Die Kosten werden über den Stromreserven-Tarif auf die Stromkundinnen und -kunden verteilt.

 

Tarifentwicklung: Stabilität nach Spitzenwerten 

In der Bauphase der neuen Reservekraftwerke zwischen 2027 und 2030 wird der Stromreserven-Tarif zeitweise bis zu 0,75 Rappen pro Kilowattstunde betragen. Für den Zeitraum 2027 bis 2044 wird ein Durchschnittswert von 0,26 Rp./kWh erwartet – ein Rückgang gegenüber der aktuellen Belastung von 0,34 Rp./kWh im Zeitraum 2022–2026.

 

Weitere Übergangselemente in Vorbereitung 

Neben dem Ansaldo-Prüfstand plant das UVEK, die Verträge der Reservekraftwerke in Monthey und Cornaux sowie der Notstromgruppen mit einer Gesamtleistung von 280 Megawatt zu verlängern. Auch die Wasserkraftreserve bleibt ein zentrales Element der Versorgungssicherheit. Perspektivisch soll eine sogenannte Verbrauchsreserve eingeführt werden – etwa durch flexible Grossverbraucher, die bei Bedarf Strombezug reduzieren. Dies ist jedoch frühestens ab dem Winter 2027/2028 nach einer entsprechenden Ausschreibung möglich.

 

Rechtliche Absicherung bis 2030 

Die rechtliche Grundlage für die aktuelle Übergangslösung bildet die bis Ende 2026 gültige Winterreserveverordnung. Sie soll bis 2030 verlängert und ab dem 1. Januar 2027 durch eine neue Verordnung auf Basis des revidierten Stromversorgungsgesetzes (StromVG) ersetzt werden.

 

Versorgungssicherheit bleibt Priorität 

Die rasche Einbindung des Ansaldo-Prüfstands zeigt, wie wichtig flexible, technisch umsetzbare Lösungen für die Versorgungssicherheit der Schweiz sind. In einem zunehmend fragilen europäischen Strommarkt stellt der Aufbau einer nationalen Reservekapazität eine strategische Notwendigkeit dar – auch wenn diese nur temporär genutzt werden soll.

 

 

 

Herausgeber

Bundesamt für Energie BFE


Fehler- und Korrekturhinweise

Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:

  • Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
  • Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
  • Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.

Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!


 

Unterstützen Sie uns jetzt!

Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.

Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.

Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.

Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.

Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0