
DMZ – POLITIK ¦ Sarah Koller ¦
Beim G7-Gipfel im kanadischen La Malbaie überschatten geopolitische Spannungen und persönliche Animositäten das Treffen der führenden westlichen Industriestaaten. US-Präsident Donald Trump reiste noch vor Abschluss der Gespräche überstürzt ab und attackierte kurz darauf den französischen Staatschef Emmanuel Macron scharf. Dieser zeigte sich indes unbeeindruckt und nutzte die Gelegenheit zu einer diplomatisch verpackten Retourkutsche.
Trump hatte am Rande des Gipfels überraschend die Heimreise nach Washington angetreten. Als Grund nannte er nicht näher spezifizierte „dringliche Angelegenheiten von internationaler Bedeutung“. Beobachter bringen den Schritt mit der eskalierenden Lage im Nahen Osten in Verbindung, insbesondere mit den jüngsten Spannungen zwischen Israel und dem Iran.
Macron erklärte gegenüber Journalistinnen und Journalisten, Trump habe während der Beratungen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass seine Rückreise mit möglichen Bemühungen um eine Waffenruhe zusammenhänge. Dass der US-Präsident dies später in einem sozialen Netzwerk zurückwies und Macron zugleich unterstellte, sich selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken zu wollen, quittierte der französische Präsident gelassen. „Wenn sich Positionen ändern, nehme ich das zur Kenntnis – verantwortlich bin ich dafür nicht“, so Macron.
Warnung vor militärischer Eskalation
Auch inhaltlich wuchs die Distanz zwischen Washington und Paris. Während Trump offenließ, ob die Vereinigten Staaten einen militärischen Schlag gegen den Iran unterstützen könnten, warnte Macron eindringlich vor einem gewaltsamen Regimewechsel in Teheran. „Solche Versuche enden nicht in Stabilität, sondern in Desintegration. Das haben Irak und Libyen schmerzhaft gezeigt“, sagte er. Stattdessen forderte der Élysée-Chef, die diplomatischen Kanäle zur Eindämmung des iranischen Atom- und Raketenprogramms wieder zu öffnen.
Trump hingegen blieb vage und sprach von einer „größeren Mission“, ohne konkret zu werden. In seinem Social-Media-Beitrag stellte er klar, dass er nicht an Waffenstillstandsgesprächen beteiligt sei, ließ jedoch offen, worum es ihm tatsächlich gehe.
Berliner Rückendeckung für Israel
Von deutscher Seite meldete sich Bundeskanzler Friedrich Merz mit deutlichen Worten zur aktuellen Nahostlage zu Wort. Er lobte Israels Militäraktionen gegen den Iran und betonte deren Bedeutung für die westliche Staatengemeinschaft. „Das ist die unangenehme, aber notwendige Arbeit, die Israel im Namen aller leistet“, sagte Merz in einem Fernsehinterview.
Mit Blick auf die Rolle Teherans bezeichnete der Kanzler das iranische Regime als treibende Kraft hinter Terror, Gewalt und Destabilisierung im Nahen Osten. Der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 sei „ohne iranische Unterstützung nicht denkbar“ gewesen, so Merz.
Gipfel ohne Richtung
Politische Kommentatoren sehen den G7-Gipfel angesichts der jüngsten Entwicklungen als weitgehend gescheitert. Die ursprünglich angestrebte Linie der Deeskalation sei in weite Ferne gerückt, meint der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke. Vielmehr dominiere nun die Konfrontation – sowohl auf internationaler Ebene als auch innerhalb des westlichen Bündnisses selbst.
Während Trumps Rückzug aus den Gipfelgesprächen und seine nachfolgenden Aussagen neue Spannungen erzeugen, bleiben konkrete Ergebnisse aus. Der multilaterale Ansatz der G7 steht einmal mehr auf dem Prüfstand – ebenso wie die Führungsfähigkeit des Westens inmitten wachsender globaler Krisen.
Fehler- und Korrekturhinweise
Wenn Sie einen Fehler entdecken, der Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollte, teilen Sie ihn uns bitte mit, indem Sie an intern@mittellaendische.ch schreiben. Wir sind bestrebt, eventuelle Fehler zeitnah zu korrigieren, und Ihre Mitarbeit erleichtert uns diesen Prozess erheblich. Bitte geben Sie in Ihrer E-Mail die folgenden Informationen sachlich an:
- Ort des Fehlers: Geben Sie uns die genaue URL/Webadresse an, unter der Sie den Fehler gefunden haben.
- Beschreibung des Fehlers: Teilen Sie uns bitte präzise mit, welche Angaben oder Textpassagen Ihrer Meinung nach korrigiert werden sollten und auf welche Weise. Wir sind offen für Ihre sinnvollen Vorschläge.
- Belege: Idealerweise fügen Sie Ihrer Nachricht Belege für Ihre Aussagen hinzu, wie beispielsweise Webadressen. Das erleichtert es uns, Ihre Fehler- oder Korrekturhinweise zu überprüfen und die Korrektur möglichst schnell durchzuführen.
Wir prüfen eingegangene Fehler- und Korrekturhinweise so schnell wie möglich. Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback!
Unterstützen Sie uns jetzt!
Seit unserer Gründung steht die DMZ für freien Zugang zu Informationen für alle – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir möchten, dass jeder Mensch kostenlos faktenbasierte Nachrichten erhält, und zwar wertfrei und ohne störende Unterbrechungen.
Unser Ziel ist es, engagierten und qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten, der für alle frei zugänglich ist, ohne Paywall. Gerade in dieser Zeit der Desinformation und sozialen Medien ist es entscheidend, dass seriöse, faktenbasierte und wissenschaftliche Informationen und Analysen für jedermann verfügbar sind.
Unsere Leserinnen und Leser machen uns besonders. Nur dank Ihnen, unserer Leserschaft, existiert die DMZ. Sie sind unser größter Schatz.
Sie wissen, dass guter Journalismus nicht von selbst entsteht, und dafür sind wir sehr dankbar. Um auch in Zukunft unabhängigen Journalismus anbieten zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Setzen Sie ein starkes Zeichen für die DMZ und die Zukunft unseres Journalismus. Schon mit einem Beitrag von 5 Euro können Sie einen Unterschied machen und dazu beitragen, dass wir weiterhin frei berichten können.
Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!