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Neue Studie des CSS analysiert globale und nationale Herausforderungen
Zürich – Das Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich hat mit seiner jährlichen Studie „Sicherheit 2025“ erneut eine umfassende Analyse der sicherheitspolitischen Lage der Schweiz vorgelegt. Die Publikation, die sich durch wissenschaftliche Präzision und praxisnahe Relevanz auszeichnet, beleuchtet globale Trends, regionale Dynamiken und nationale Herausforderungen, die die Schweizer Sicherheitspolitik in den kommenden Jahren prägen werden. Die Studie bietet sowohl Entscheidungsträgern als auch der interessierten Öffentlichkeit eine fundierte Grundlage für die Debatte über die Zukunft der Schweizer Sicherheit.
Globale Unsicherheiten im Wandel
Die Studie „Sicherheit 2025“ zeichnet ein komplexes Bild der internationalen Sicherheitslage. Im Zentrum steht die zunehmende geopolitische Fragmentierung, die durch die Rivalität zwischen Großmächten wie den USA, China und Russland angetrieben wird. Laut den Autoren verschärfen diese Spannungen die Unsicherheiten in Bereichen wie Handel, Technologie und Energieversorgung. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Studie den Auswirkungen des Klimawandels, der nicht nur Ressourcenkonflikte, sondern auch Migrationsbewegungen und humanitäre Krisen verstärkt.
„Die Welt wird unübersichtlicher“, betont Prof. Dr. Andreas Wenger, Direktor des CSS, in der Einleitung. „Für ein kleines, exportorientiertes Land wie die Schweiz ist es entscheidend, auf diese Veränderungen flexibel und strategisch zu reagieren.“ Die Studie hebt hervor, dass die Schweiz als neutraler Staat weiterhin eine Vermittlerrolle einnehmen kann, jedoch mit einer klaren Positionierung in der Wertegemeinschaft westlicher Demokratien.
Europäische Sicherheit: Herausforderungen und Chancen
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie ist die europäische Sicherheitsarchitektur, die durch den Krieg in der Ukraine und die Neuorientierung der NATO nachhaltig verändert wurde. Die Autoren betonen, dass die Schweiz von einer stabilen europäischen Ordnung profitiert, sich jedoch aktiv an der Stärkung dieser Ordnung beteiligen muss. Die Frage der Annäherung an die NATO, etwa durch verstärkte Zusammenarbeit im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden, wird differenziert diskutiert. Gleichzeitig wird die Bedeutung bilateraler Beziehungen zur EU unterstrichen, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu sicherheitsrelevanten Technologien und Informationen.
Die Studie analysiert zudem die Bedrohung durch hybride Kriegsführung, Desinformation und Cyberangriffe. „Die Schweiz ist aufgrund ihrer stark vernetzten Wirtschaft und Infrastruktur besonders anfällig für solche Angriffe“, heißt es im Bericht. Die Autoren fordern daher eine stärkere Investition in die Cyberabwehr und eine engere Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.
Nationale Sicherheit: Resilienz stärken
Auf nationaler Ebene legt die Studie einen Fokus auf die Resilienz der Schweiz gegenüber externen Schocks. Dazu zählen die Sicherung kritischer Infrastrukturen, die Diversifizierung von Energiequellen und die Stärkung der wirtschaftlichen Autarkie in Krisenzeiten. Besonders die Abhängigkeit von globalen Lieferketten wird als Risiko identifiziert, das durch regionale Partnerschaften und strategische Lagerhaltung reduziert werden sollte.
Ein weiteres Thema ist die Rolle der Schweizer Armee. Die Studie plädiert für eine Modernisierung der Streitkräfte, die sowohl auf klassische Verteidigungsszenarien als auch auf neue Bedrohungen wie Cyberkriege und hybride Konflikte ausgerichtet ist. Gleichzeitig wird die Bedeutung der Milizarmee als Rückgrat der Schweizer Verteidigung betont, wobei die Autoren eine intensivere Ausbildung und bessere Ausstattung fordern.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt als Sicherheitsfaktor
Ein innovativer Ansatz der Studie ist die Betonung des gesellschaftlichen Zusammenhalts als zentraler Faktor für die nationale Sicherheit. In einer Zeit, in der Desinformation und Polarisierung zunehmen, sei die Vertrauensbasis in demokratische Institutionen entscheidend. Die Autoren schlagen Maßnahmen wie eine stärkere Medienkompetenzförderung und transparente Kommunikation der Regierung vor, um die Resilienz der Bevölkerung gegenüber manipulativen Einflüssen zu stärken.
Die Studie „Sicherheit 2025“ des CSS bietet eine fundierte und vielschichtige Analyse, die weit über eine rein militärische Perspektive hinausgeht. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie, die globale, regionale und nationale Dimensionen miteinander verknüpft. Für die Schweiz bedeutet dies, ihre traditionelle Neutralität mit einer aktiven Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu verbinden, ohne dabei ihre Unabhängigkeit zu gefährden.
„Die Sicherheit der Schweiz hängt davon ab, wie gut wir auf die Herausforderungen einer vernetzten und unsicheren Welt vorbereitet sind“, fasst Prof. Wenger zusammen. Die Studie ist nicht nur ein Weckruf, sondern auch ein Leitfaden für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die Schweiz zukunftssicher zu machen.
Die Publikation „Sicherheit 2025“ ist auf der Website des CSS frei zugänglich und richtet sich an alle, die an einer fundierten Auseinandersetzung mit der Schweizer Sicherheitspolitik interessiert sind. Sie ist ein Beleg für die exzellente Arbeit des CSS als Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis – und ein unverzichtbarer Beitrag zur sicherheitspolitischen Debatte.
Quelle: Center for Security Studies (CSS), ETH Zürich, „Sicherheit 2025“, verfügbar unter: https://css.ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/gess/cis/center-for-securities-studies/pdfs/sicherheit-2025.pdf
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