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Genetische Tests könnten künftig helfen, die passende Behandlung bei Übergewicht zu finden

DMZ – FORSCHUNG ¦ Anton Aeberhard   

 

Übergewicht und Adipositas zählen weltweit zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen. Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass genetische Tests künftig dazu beitragen könnten, die Auswahl von Medikamenten zur Gewichtsreduktion besser an die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anzupassen.

 

Personalisierte Medizin bei Adipositas 

Medikamente gegen Übergewicht wirken bei verschiedenen Menschen unterschiedlich gut – das ist längst bekannt. Eine Ursache dafür könnten genetische Unterschiede sein, wie Studien der Mayo Clinic in den USA zeigen. Die Forscher veröffentlichten am 6. Juni 2025 in Cell Metabolism eine Untersuchung, in der sie einen sogenannten „genetischen Sättigungs-Score“ entwickelten. Dieser Score basiert auf genetischen Varianten von zehn Genen, die Einfluss auf das Sättigungsgefühl und das Risiko für Adipositas haben.

 

Anhand dieses Scores ließen sich Vorhersagen treffen, welches Medikament bei einer Person am wirkungsvollsten ist. So sprachen Personen mit einem niedrigen Score – die also schneller satt werden – besser auf den GLP-1-Agonisten Liraglutid an. Andere mit einem höheren Score profitierten hingegen mehr von der Kombination aus Phentermin und Topiramat.

 

Wie genetische Faktoren die Therapie beeinflussen 

Dr. Andres Acosta von der Mayo Clinic erklärt: „Die genetische Veranlagung scheint zu bestimmen, wie Menschen Hunger und Sättigung wahrnehmen. Das kann helfen, die Behandlung individuell anzupassen.“ GLP-1-Agonisten wie Liraglutid und Semaglutid (bekannt unter den Handelsnamen Saxenda, Wegovy oder Ozempic) sind Medikamente, die ursprünglich für Diabetes entwickelt wurden und inzwischen auch zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie das Sättigungsgefühl steigern und den Appetit zügeln.

 

Eine noch unveröffentlichte Studie der Firma Helix (San Diego) unterstützt diese Erkenntnisse. Sie zeigte, dass auch bei Semaglutid die genetische Veranlagung einen Einfluss auf den Behandlungserfolg hat. Allerdings spielen laut Expertinnen auch Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Begleiterkrankungen eine wichtige Rolle. Dr. Elizabeth Cirulli von Helix mahnt: „Genetik ist nur ein Teil des Puzzles. Lebensstil und Gesundheitszustand sind ebenfalls entscheidend.“

 

Kritische Einschätzung und weitere Forschung nötig 

Auch Paul Franks, Genetiker an der Queen Mary University London, bewertet die Studienergebnisse vorsichtig: „Die genetischen Scores geben nur Tendenzen an und sind keine exakten Prädiktoren. Es braucht größere Studien, um die Vorhersagen zu bestätigen.“

 

Trotz dieser Vorbehalte nutzen bereits einige Patientinnen genetische Tests, um eine individuellere Behandlung zu ermöglichen. Anna Olsen aus Minneapolis berichtet, dass sie mit einem solchen Test einen passenden Therapieansatz fand, der ihr half, ihr Hungergefühl besser zu kontrollieren und Gewicht zu verlieren.

 

Die personalisierte Therapie bei Adipositas steht noch am Anfang, doch genetische Diagnostik könnte bald dazu beitragen, Behandlungserfolge zu verbessern und Nebenwirkungen zu minimieren. Angesichts der wachsenden Zahl von Betroffenen weltweit wäre dies ein bedeutender Fortschritt.

 

 

Quellen


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