
DMZ – KULTUR ¦ Sarah Koller ¦
KOMMENTAR
Roger Waters war einst einer der kreativsten Köpfe der Rockmusik. Als Mitgründer von Pink Floyd prägte er Alben wie The Wall und Animals maßgeblich. Doch die Kunstfigur Waters ist längst von ihrem Schöpfer verschluckt worden. Was bleibt, ist ein Mann, der zwischen Größenwahn, obsessivem Israel-Hass und geschichtsblinder Provokation taumelt – und damit zur moralischen Belastung für sich selbst, seine Mitmusiker und das Publikum geworden ist.
Größenwahn im Pink-Floyd-Kosmos
Waters verließ Pink Floyd 1985 im Streit – überzeugt, dass die Band ohne ihn irrelevant sei. Tatsächlich verklagte er seine ehemaligen Kollegen sogar, als sie unter dem Namen weitermachten. Waters bestand darauf, er sei Pink Floyd gewesen und der Rest sei ersetzbar. Eine Sichtweise, die nicht nur von Arroganz, sondern von einem tiefgreifenden Selbstüberschätzungswahn zeugt. Dass die Band ohne ihn weiterhin große Erfolge feierte, ließ er nie gelten – und ist seither von einem bitteren Revisionismus geprägt, der auch seine Kunst durchzieht.
Antisemitische Stereotype und Holocaust-Relativierungen
Seit Jahren äußert sich Waters obsessiv gegen Israel – nicht als differenzierte Kritik an Netanjahus Politik, sondern in einer Sprache, die den Holocaust relativiert und antisemitische Stereotype bedient. Er vergleicht das Vorgehen Israels mit dem NS-Regime, bezeichnet den Staat als „Apartheid-System“, spricht von jüdischer „Übermacht“ in Medien und Politik – Narrative, die seit Jahrhunderten Juden diffamieren und zu Gewalt beigetragen haben.
Das Simon Wiesenthal Center, die Anti-Defamation League und sogar die US-Regierung kritisierten ihn für „klassische antisemitische Tropen“. Wenn Waters behauptet, Israel bringe US-Polizeikräfte bei, Schwarze zu unterdrücken, oder wenn er David Starr, einen jüdischen Bankier, als Schwein auf einer Bühne projiziert – dann ist das nicht „Israelkritik“, sondern blanker Antisemitismus im Gewand der Kunstfreiheit.
Skandalöse Auftritte – und Ermittlungen
Im Mai 2023 löste ein Auftritt in Berlin Empörung aus, bei dem Waters in SS-ähnlicher Uniform auftrat. Die Berliner Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung ein. Auch wenn rechtlich die Grenze zur Strafbarkeit nicht überschritten wurde, ist moralisch längst alles gesagt: Waters nutzt die Symbolik des Holocaust nicht zur Mahnung, sondern zur Provokation – und verletzt damit gezielt das Gedenken an die Opfer.
Künstlerische Bankrotterklärung
Waters’ Obsession mit Israel ist nicht nur politisch einseitig, sondern künstlerisch steril. Während er den jüdischen Staat dämonisiert, bleibt er gegenüber Putins Russland auffällig still, rechtfertigte gar den Angriff auf die Ukraine in Interviews – ein weiterer Beleg für seinen selektiven moralischen Kompass. Der einst brillante Musiker hat sich zu einem einseitigen Agitator entwickelt, dessen Inszenierungen längst nicht mehr zur Aufklärung, sondern zur Spaltung beitragen.
Der Preis des Egoismus
2024 beendete der Musikverlag BMG die Zusammenarbeit mit Waters. Selbst ehemalige Weggefährten wie Nick Mason oder David Gilmour distanzierten sich von ihm – nicht wegen politischer Meinungsverschiedenheiten, sondern wegen der moralischen Untragbarkeit seines Auftretens. Gilmours Ehefrau Polly Samson warf Waters öffentlich Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Putin-Verharmlosung vor. Waters wies das zurück – doch die Liste seiner Fehltritte ist lang und belegbar.
Die Kunst schützt nicht vor Verantwortung
Roger Waters sieht sich als Märtyrer im Kampf gegen Unterdrückung. Doch sein Verhalten ist geprägt von Eitelkeit, Antisemitismus und Größenwahn. Seine künstlerische Vision ist über die Jahre von politischen Verschwörungserzählungen überformt worden, seine moralische Autorität hat er selbst zerstört. Wer als Künstler das moralische Megafon beansprucht, muss auch Kritik ertragen – und sich die Frage gefallen lassen, ob seine Botschaft zur Aufklärung beiträgt oder Hass legitimiert. Im Fall Roger Waters lautet die Antwort: Letzteres. Mit tragischen Folgen.
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