
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Washington D.C. – Eine überraschende und kontroverse Entscheidung sorgt in den USA für erhebliche Unruhe im Gesundheitswesen: Robert F. Kennedy Jr., US-Gesundheitsminister und bekannter Impfkritiker, hat sämtliche Mitglieder des Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) entlassen. Das Gremium berät die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Fragen der Impfpolitik. Kennedy begründet den radikalen Schritt damit, dass durch eine Neubesetzung das Vertrauen der Öffentlichkeit in Impfungen gestärkt werden solle.
Vorwürfe gegen bisherige Ausschussmitglieder
Kennedy wirft den bisherigen Mitgliedern des ACIP vor, finanzielle Verbindungen zur Pharmaindustrie zu unterhalten und das Gremium dadurch zu einem „Abnickorgan“ für Impfstoffhersteller verkommen zu lassen. Ziel sei es nun, den Ausschuss mit unabhängigen Experten zu besetzen, die keine wirtschaftlichen Interessen verfolgen und kritische Fragen zu Impfstoffen offen ansprechen würden.
Kritik von Fachleuten und Gesundheitspolitikern
Die Entscheidung des Ministers stößt bei Fachleuten auf heftige Kritik. Dr. Tom Frieden, ehemaliger Direktor der CDC, bezeichnet den Schritt als „gefährlich und beispiellos“. Er warnt davor, dass die Politisierung eines so zentralen Beratungsgremiums das Vertrauen der Bevölkerung in Impfstoffe untergraben könnte – mit möglichen Folgen für die öffentliche Gesundheit. Auch Dr. Georges Benjamin von der American Public Health Association kritisiert die Massenentlassung scharf und spricht von einem „Putsch“ gegen demokratische Entscheidungsprozesse. Er fürchtet, dass dadurch die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt werde.
Vorgehen bei Impfempfehlungen sorgt für Verwirrung
Bereits zuvor hatte Kennedy mit eigenmächtigen Änderungen der Impfempfehlungen für COVID-19-Verimpfungen für Aufsehen gesorgt. Ohne Rücksprache mit dem ACIP setzte er fest, dass Impfungen für gesunde Kinder und Schwangere nicht mehr empfohlen werden sollten – eine Entscheidung, die bei Ärzten und Gesundheitsorganisationen für Unklarheiten und Besorgnis sorgte.
Befürchtungen vor Anstieg vermeidbarer Krankheiten
Unter den Kritikern befindet sich auch Senator Bill Cassidy, der einst Kennedys Ernennung unterstützte. Er zeigt sich besorgt, dass künftig Personen mit Impfzweifeln den Ausschuss dominieren könnten, anstatt fachlich versierte Experten. Cassidy fordert eine sorgfältige Auswahl, um wissenschaftliche Integrität sicherzustellen. Dr. Bruce A. Scott, Präsident der American Medical Association, äußert ebenfalls seine Sorge. Gerade angesichts sinkender Impfraten in den USA könnte diese Entwicklung zu einem Wiederanstieg von Krankheiten führen, die durch Impfungen vermeidbar sind.
Er warnt vor einer Gefährdung des transparenten und evidenzbasierten Beratungsprozesses, der für die Gesundheit der Bevölkerung entscheidend ist.
Die Entlassung aller ACIP-Mitglieder markiert eine Zäsur in der US-amerikanischen Impfpolitik und löst eine breite Debatte über Wissenschaft, Politik und öffentliche Gesundheit aus. Während Kennedy die Maßnahme als notwendigen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens präsentiert, befürchten Experten, dass damit das Fundament einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung gefährdet wird.
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