
DMZ – INTERNATIONAL ¦ S. Koller ¦
Washington D.C. – Noch immer basieren zentrale Systeme der US-Flugsicherung auf Technik aus der Ära von Windows 95 und Disketten. In Kontrollzentren werden Flugbewegungen auf Papierstreifen notiert, während sich die Luftfahrt rasant weiterentwickelt. Nun soll die Modernisierung dieses überlebenswichtigen Sektors endlich Realität werden. Die Federal Aviation Administration (FAA) kündigte vor dem US-Kongress an, das veraltete System umfassend zu erneuern – ein Infrastrukturprojekt mit historischem Ausmaß.
„Keine Disketten oder Papierstreifen mehr“, sagte FAA-Administrator Chris Rocheleau in einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses. Die veralteten Technologien hätten nicht nur die Effizienz gehemmt, sondern in der Vergangenheit auch bereits zu Ausfällen geführt, etwa an den Flughäfen in Denver und Newark. Laut FAA sind über ein Drittel der technischen Systeme in den Kontrollzentren nicht mehr zukunftsfähig.
Technisches Erbe aus dem Kalten Krieg
Das nationale Flugsicherungssystem der USA basiert zu großen Teilen auf Technologien aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Der Einsatz von Windows 95, Magnetdisketten und manuellen Verfahren in einer der weltweit am stärksten frequentierten Lufträume gilt mittlerweile als Sicherheits- und Effizienzrisiko. Dass im sicherheitskritischen Bereich der Luftüberwachung im Jahr 2025 noch mit Papierstreifen und veralteter Software gearbeitet wird, ist nicht nur schwer nachvollziehbar – es ist für viele Expertinnen und Experten schlicht unzumutbar. In kaum einem anderen Hochtechnologieland wird in einem so sicherheitsrelevanten Bereich noch mit Mitteln gearbeitet, die eher an ein Technikmuseum erinnern als an ein modernes Kontrollzentrum.
Wie der ehemalige FAA-Chef Michael Huerta gegenüber dem National Public Radio (NPR) erklärte, sei die Behörde wiederholt mit der Aufgabe betraut worden, „mehr mit weniger“ zu leisten. Jahrzehntelang seien notwendige Investitionen verschoben worden. „Es mangelte schlicht an politischer und finanzieller Durchsetzungskraft“, so Huerta.
Digitalisierung für ein neues Luftfahrtzeitalter
Mit der angekündigten Umstellung soll das neue System nicht nur den konventionellen Flugverkehr sicherer und effizienter machen. Es muss auch wachsenden Anforderungen gerecht werden – etwa durch die zunehmende Zahl von Raketenstarts und unbemannten Fluggeräten (Drohnen). Auch Cybersecurity soll von Grund auf neu gedacht werden.
US-Verkehrsminister Sean Duffy bezeichnete die bevorstehende Transformation als „das wichtigste Infrastrukturprojekt des Landes seit Jahrzehnten“. Er strebt eine Umsetzung innerhalb von vier Jahren an – unterstützt von Fluggesellschaften, der Luftfahrtindustrie und der Gewerkschaft der Fluglotsen. Die Kosten könnten sich nach Schätzungen des Ministeriums auf einen zweistelligen Milliardenbetrag belaufen.
Politischer Rückhalt für ambitioniertes Projekt
Trotz der politischen Polarisierung in den USA scheint das Vorhaben überparteilichen Rückhalt zu genießen. „Alle sind sich einig: Dieses Projekt muss gelingen“, sagte Duffy auf einer Pressekonferenz. Sowohl Demokraten als auch Republikaner erkennen die Dringlichkeit. Die Luftfahrtbranche, die jährlich Millionen Passagiere sicher transportieren muss, sei auf ein modernes, ausfallsicheres System zwingend angewiesen.
Bis es so weit ist, bleibt die US-Luftraumüberwachung ein Drahtseilakt zwischen Gegenwart und Vergangenheit – mit jeder Diskette ein Stück Technikgeschichte inmitten des Hightech-Zeitalters.
Quellen:
Federal Aviation Administration (faa.gov)
Anhörung vor dem House Appropriations Committee, Juni 2025
National Public Radio (npr.org)
Pressekonferenz von Verkehrsminister Sean Duffy, Juni 2025
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