
DMZ – POLITIK ¦ Sarah Koller ¦
KOMMENTAR
Was einst als medienwirksame und einflussreiche Allianz zwischen Donald Trump und Elon Musk begann, ist nun in einem spektakulären öffentlichen Schlagabtausch implodiert. Auf ihren jeweiligen sozialen Plattformen lieferten sich der US-Präsident und der Tech-Milliardär gegenseitige Beleidigungen, Drohungen – und Schuldzuweisungen, die nicht nur persönliche Eitelkeiten, sondern auch politische und wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen könnten.
Der Anfang vom Ende
Auslöser der Eskalation war Musks harsche Kritik an Trumps innenpolitischem Leuchtturmprojekt, das er als „widerwärtige Abscheulichkeit“ bezeichnete. Ein Gesetz, das milliardenschwere Subventionen für Elektrofahrzeuge streicht – ein empfindlicher Rückschlag für Musks Geschäftsinteressen. Trumps Reaktion folgte prompt: Er drohte öffentlich, Musk sämtliche Regierungsaufträge zu entziehen. Der Unternehmer konterte mit der Behauptung, Trump hätte die Wahl 2024 ohne seine Hilfe nicht gewonnen.
„Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren, die Demokraten würden heute das Repräsentantenhaus kontrollieren“, schrieb Musk auf X (ehemals Twitter). Trump ließ das nicht auf sich sitzen und erklärte auf Truth Social, die einfachste Möglichkeit, das Haushaltsdefizit zu senken, sei die „Beendigung sämtlicher staatlicher Subventionen und Verträge mit Elon Musk“.
Persönliche Angriffe statt sachlicher Auseinandersetzung
Was folgte, war ein zunehmend bizarrer und persönlicher Schlagabtausch. Trump verspottete Musk wegen eines Hämatoms im Gesicht, das dieser auf ein Missgeschick mit seinem Sohn zurückführte. Musk wiederum verbreitete Verschwörungstheorien über Trumps geistige Gesundheit und spekulierte öffentlich über einen möglichen Wechsel zu einer neuen, eigenen Partei.
Inmitten dieses Spektakels verloren die Aktienkurse beider Lager: Teslas Börsenwert sank um 14 Prozent, die Aktie von Trumps Medienunternehmen rutschte um 8 Prozent ab.
Politisches Erdbeben mit ungewissem Ausgang
Die Folgen des Zerwürfnisses sind kaum abzusehen. Musk hatte Trumps Wahlkampf mit rund 275 Millionen Dollar unterstützt und weitere 100 Millionen für die Midterm-Wahlen 2026 zugesagt – Gelder, die nun möglicherweise nicht mehr fließen. Gleichzeitig ist Musk auf milliardenschwere Regierungsaufträge angewiesen, unter anderem für sein Raumfahrtunternehmen SpaceX, dessen Dragon-Kapsel für die Versorgung der ISS zentral ist. Eine kurzfristige Kündigung dieser Verträge durch die Regierung könnte internationale Raumfahrtprogramme gefährden.
Auch politisch hat der Bruch Signalwirkung: Die Spaltung dürfte das konservative Lager weiter destabilisieren. Während Trump sich auf seine Kernwählerschaft stützt, droht Musk, sich als unabhängiger Machtfaktor zu positionieren – mit disruptivem Potenzial.
Rückzug mit Vorbehalt?
Am Donnerstagabend zeichnete sich kurzzeitig ein möglicher Deeskalationsversuch ab: Auf einen Versöhnungsaufruf des Hedgefonds-Managers Bill Ackman antwortete Musk mit „Du hast nicht Unrecht“. Doch Beobachter zeigen sich skeptisch, ob dies mehr als ein taktisches Manöver ist. Zu tief sitzt offenbar der Groll auf beiden Seiten.
Eine brüchige Allianz von Beginn an
Schon seit Monaten zeichnete sich ab, dass die Beziehung zwischen den beiden Alphamännern auf wackligen Füßen stand. Zwar hatte Musk zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit eine zentrale Rolle als Regierungsberater übernommen und massive Kürzungen im Staatsapparat initiiert, doch der Widerstand innerhalb der Ministerien wuchs. Trumps Loyalität zu Musk begann zu bröckeln, als Kritik an dessen rücksichtsloser Vorgehensweise laut wurde.
Der Zerfall dieser Zweckgemeinschaft zeigt einmal mehr, wie instabil politische Allianzen sein können, wenn sie primär auf persönlichem Kalkül und ökonomischem Eigeninteresse basieren. Dass ausgerechnet zwei der mächtigsten Männer der USA sich nun in einem öffentlichen Rosenkrieg gegenseitig demontieren, ist ein politisches Schauspiel mit offenem Ausgang – und möglichen Folgen weit über Washington hinaus.
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