
DMZ – GESUNDHEIT ¦ Anton Aeberhard ¦
Akupressur gilt vielen als sanfte Alternative zur Akupunktur. Statt Nadeln kommen die Finger zum Einsatz, um bestimmte Punkte des Körpers zu stimulieren. Ziel ist es, den Fluss der Lebensenergie „Qi“ zu harmonisieren – ein Konzept aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Doch genau hier beginnt das Problem: Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine belastbaren Hinweise auf die Existenz oder Messbarkeit eines solchen „Qi“.
Zahlreiche klinische Studien und Übersichtsarbeiten haben versucht, die therapeutische Wirksamkeit der Akupressur zu untersuchen – etwa bei Übelkeit, chronischen Schmerzen oder Schlafproblemen. Das Ergebnis bleibt ernüchternd. Eine umfangreiche Meta-Analyse im Journal of Pain (2021) kam zu dem Schluss, dass Akupressur in der Regel keine über den Placeboeffekt hinausgehenden Effekte zeigt (Chen et al., 2021).
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Standardisierung der Methode: Welche Punkte gedrückt werden, variiert stark von Therapeut:in zu Therapeut:in – selbst bei identischer Diagnose. Eine kontrollierte Studie in Complementary Therapies in Medicine zeigte, dass die Wahl der Akupressurpunkte in der Praxis kaum objektiv oder reproduzierbar ist (Lee et al., 2015).
Gleichzeitig wird Akupressur häufig als „natürlich“, „sanft“ und „nebenwirkungsfrei“ beworben. Dabei ist es wissenschaftlich gut belegt, dass Berührung allein starke Placeboeffekte auslösen kann – insbesondere durch Beruhigung, Zuwendung und Erwartungen der Behandelten. Diese Effekte sind nicht zu unterschätzen, jedoch kein Nachweis für eine spezifische medizinische Wirksamkeit der Methode selbst.
Fazit
Akupressur kann durchaus wohltuend und entspannend sein – ähnlich wie eine Massage oder ein warmes Bad. Wer sie nutzt, sollte sich jedoch bewusst sein: Die Methode ersetzt keine evidenzbasierte Behandlung. Die zugrundeliegende Theorie widerspricht grundlegenden Prinzipien moderner Medizin. Solange keine besseren Belege vorliegen, bleibt Akupressur ein Ritual mit Placebowirkung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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