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Es gibt weitere toxische Signale an den Kapitalmärkten: Die Carry-Trades und die Rolle Japans für die US-Bondsmärkte

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦              

KOMMENTAR

 

Die kongeniale Verhandlungsstrategie der Trump-Administration lässt sich zusammenfassend als Taktik formulieren, als stärkster Akteur im Spiel einfach so lange alle anderen zu bedrohen, bis die ganz tolle „Deals“ anbieten.

 

Das „kleine“ Problem an der Sache: Wenn der stärkste Akteur in einem komplexen Spiel das Spiel selbst schädigt, kann so manche Drohkulisse, die er in der Ferne aufbaut, bei ihm selbst zur Wirkung kommen.

 

Bereits länger verweisen Experten auf das toxische Signal an den Bondsmärkten – das ist quasi Donalds Hausbank: Die Zinsen steigen, der Dollar fällt. Das sind in absoluten Daten noch keine kritischen Werte, aber diese Kombination ist das kritische Signal, denn bei steigenden Zinsen müsste der Dollar steigen, während so eine Kombination nur bei Ländern mit unsicheren Haushalten, schwacher Volkswirtschaft und in der Folge einer unsicheren Währung auftreten. Dieses Signal setzt sich aber fort, es ist an den unteren Kurven im Chart zu erkennen.

 

Die sehen aber nur deshalb so „flach“ aus, weil es in der Ferne eine noch viel dramatischere Entwicklung gibt: In Japan explodieren die Zinsen nämlich – und der Yen macht es anders, der steigt.

 

Das ist aber kein singulären Problem für Japan, sondern ein zusätzlich toxisches für Donald. Dessen Hausbank sind die Bondsmärkte und der größten Anleger nach seiner Notenbank, mit der er einen separaten Divenkrieg führt, ist: Japan.

 

Nun wäre es schon bedenklich genug, wenn der größte Gläubiger bei sich selbst bessere Zinsen findet und auch noch Währungsverluste bei den Dollar-Anlagen hinnehmen muss. Das ist aber fast schon zu vernachlässigen, wenn man die Bedeutung von Carry-Trades im Finanzsystem, welches an der Stelle ganz besonders das US-Finanzsystem ist, heranzieht.

 

Diese Carry-Trades funktionieren seit Jahren so: Man (insbesondere US-Investmentbanken und Hedge-Fonds) leiht sich billig Yen, konvertiert die in US-Dollar, wodurch der Dollar steigt, investiert diese Dollars in Dollar-Assets: Aktien, Bonds, Immobilen, Projekte, alles, was sich mit Dollar kaufen lässt und in Dollar bewertet wird.

 

Mit den Gewinnen aus diesen billig finanzierten Assets plus den Währungsgewinnen werden abschließend die Yen-Kredite zurück gezahlt. Kalkulatorisch ist es sogar so, dass man letztlich für Negativzinsen in Japan Kredite aufnimmt, also für den Kredit bezahlt wird und damit tolle Dollar-Geschäfte machen kann.

 

Diese Kalkulation ist mit den vorliegenden Signalen an den Kapitalmärkten: Makulatur. Die vielen Billionen an Kreditvolumen in diesen Carry-Trades: Hängen durch.

 

Mir wäre wohler, wenn in Washington Leute regierten, die das besser verstehen und managen können. In der FED und der Bank of Japan sitzen welche, die das können – aber reicht deren Kompetenz, wenn der größte Dealmaker der US-Geschichte mal wieder seinen Twitter-Account als Pissoir für seine spontanen Dealgedanken nutzt?


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