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Trump empört über Walmart – doch der Handelsriese kontert gelassen

DMZ –  POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦

 

Zölle, Preise, Polemik: Ein vertrautes Muster wiederholt sich

 

Washington. In einem markigen Truth-Social-Post warf der Präsident dem US-Einzelhandelsriesen vor, angekündigte Preiserhöhungen mit einem "Vorwand" zu begründen: den von ihm selbst eingeführten Einfuhrzöllen. „Walmart sollte aufhören, Zölle als Ausrede für Preiserhöhungen zu nutzen“, schrieb Trump am Samstag. „Ich werde das beobachten – und Ihre Kunden auch!“

 

Walmart reagierte prompt – und nüchtern. „Wir bemühen uns grundsätzlich, die Preise für unsere Kund:innen niedrig zu halten“, erklärte Unternehmenssprecherin Molly Blakeman gegenüber Newsweek. Angesichts der anhaltenden Importzölle stießen auch große Handelsketten an ihre wirtschaftlichen Grenzen.

 

Walmart-CEO Doug McMillon hatte erst kürzlich angekündigt, dass im Mai bei bestimmten Produkten Preisanpassungen notwendig seien. Der Grund: Die Zölle auf viele Importwaren, insbesondere aus China, seien nach wie vor hoch – auch wenn einige inzwischen leicht gesenkt wurden.

 

„Selbst in abgeschwächter Form erzeugen die Zölle nach wie vor Kostendruck“, so McMillon. Welche Waren konkret teurer werden, ließ er offen. Klar ist: Mit rund 4.600 Filialen und einem Online-Angebot, das laut Unternehmen etwa 90 Prozent aller US-Haushalte erreicht, ist Walmart ein zentraler Akteur im amerikanischen Alltag – und jede Preisänderung wird spürbar.

 

Trumps Argumentation: wirtschaftlich fragwürdig

Donald Trump fordert nun öffentlich, Walmart solle die Mehrkosten selbst tragen – ebenso wie angeblich auch „China“. Was für ihn nach starker Ansage klingt, wirkt auf Fachleute eher realitätsfern.

 

„Zölle sind letztlich Importsteuern – sie verteuern Produkte schon bei der Einfuhr“, erklärt der Ökonom David Shapiro von der Georgetown University. „Irgendjemand muss diese Kosten tragen: entweder das Unternehmen oder der Endkunde.“ Den Zusammenhang zu leugnen sei nicht nur wirtschaftlich unhaltbar, sondern lenke von den eigentlichen Fragen ab.

 

John David Rainey, Finanzchef von Walmart, sprach gegenüber der Associated Press offen von einer Belastungsgrenze. „Wir sind strukturell darauf ausgelegt, preiswert zu sein. Aber selbst wir können nicht alles auffangen.“ Besonders betroffen seien elektronische Artikel, Spielwaren oder verderbliche Lebensmittel wie Avocados.

 

Und Walmart steht mit diesem Dilemma nicht allein da. Auch andere Handelsketten dürften die Preisanpassungen früher oder später nachvollziehen. „Wenn Walmart die Preise erhöht, wird das Signalwirkung für den gesamten Markt haben“, so der frühere Toys-’R’-Us-Chef Gerald L. Storch gegenüber CNN.

 

In den sozialen Medien sorgte Trumps Beitrag nicht nur bei Demokrat:innen für Kopfschütteln. Der frühere republikanische Kongressabgeordnete Justin Amash spottete auf X (ehemals Twitter): „Trump klingt mittlerweile wie ein Demokratischer Gewerkschafter aus den 1980ern – nur mit schlechterem Timing.“

 

Die Aussage ist überspitzt, trifft aber einen Punkt: Der selbsternannte Wirtschaftsexperte Trump kritisiert plötzlich Konzerne, die in der Vergangenheit eher von seiner Politik profitierten – und blendet dabei die ursächliche Rolle seiner eigenen Zollpolitik völlig aus.

 

Ob die jüngsten Aussagen Trumps reine Stimmungsmache oder Teil einer gezielten wirtschaftspolitischen Rhetorik sind, lässt sich schwer sagen. Klar ist aber: Die strukturellen Probleme im Handel mit China bleiben ungelöst – ebenso wie die Frage, wer für die Kosten vergangener Entscheidungen aufkommt.

 

In einem Umfeld, das ohnehin von Inflation, geopolitischer Unsicherheit und angespannten Lieferketten geprägt ist, wirken Trumps Äußerungen eher wie ein Rückgriff auf alte Reflexe als auf durchdachte Strategie. Und Walmart? Gibt sich professionell – zumindest nach außen.


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