
DMZ – FORSCHUNG ¦ Sarah Koller
Thessaloniki/Wien – Eine Studie der Universität Thessaloniki bringt wichtige Erkenntnisse über die luftgetragene Verbreitung von SARS-CoV-2 in Krankenhausgebäuden – und zeigt, wie wirkungsvoll moderne Luftreiniger zur Eindämmung der Viruslast beitragen können. Die Untersuchung, veröffentlicht im Fachjournal Journal of Aerosol Science, ist die bislang umfangreichste ihrer Art in Griechenland und basiert auf Messungen über einen Zeitraum von fünf Monaten im COVID-Gebäude des Ippokrateio Universitätskrankenhauses.
Deutliche Unterschiede zwischen Stationen
Die Forschenden rund um Ilias S. Frydas untersuchten mithilfe spezieller Luftsammler (Sioutas Impaktoren) verschiedene Bereiche des Gebäudes: die Intensivstation (ICU), die Intermediate Care (HDU), sowie Patientenzimmer und Flure der COVID-19-Station. Zusätzlich wurden Feinstaubkonzentrationen (PM1 und PM2.5) gemessen, um mögliche Zusammenhänge mit der Viruslast zu erkennen.
Das Ergebnis: Während in der Intensiv- und Intermediate Care keine Viruspartikel in der Luft nachweisbar waren – dort wird unter Unterdruck mit HEPA-Filtern gearbeitet – zeigte sich in den Räumen der COVID-Station eine erhebliche Belastung. Die gemessenen SARS-CoV-2-Konzentrationen lagen zwischen 25,9 und 1123,7 Kopien pro Kubikmeter Luft.
Luftreiniger reduzieren Viruslast um 98 Prozent
In einem der positiv getesteten Zimmer wurde zusätzlich ein Luftreiniger mit TiO₂-UV-Technologie eingesetzt. Innerhalb kurzer Zeit konnte die virale Luftlast dort um bis zu 98,1 Prozent reduziert werden. Die Studie belegt damit nicht nur die Relevanz von Luftreinhaltung, sondern liefert erstmals belastbare Daten zur Effektivität solcher Geräte unter realen Bedingungen im Krankenhausalltag.
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die Luftqualität als zentrale Schutzmaßnahme in Pandemiezeiten zu berücksichtigen – insbesondere in Spitälern“, schreiben die Autoren. Gerade weil ein beträchtlicher Teil von Infektionen im Krankenhaus selbst erfolge – laut früheren Studien zwischen 11 und 15 Prozent – komme Maßnahmen zur Luftreinhaltung eine entscheidende Rolle zu.
Kein Zusammenhang zwischen Feinstaub und Viruslast
Interessant ist auch ein weiteres Ergebnis: Zwischen der Konzentration von Feinstaubpartikeln (PM1 und PM2.5) und der Virenlast konnte kein klarer Zusammenhang festgestellt werden. Dies widerspricht bisherigen Annahmen, wonach Viren sich bevorzugt an kleinste Partikel binden und über diese transportiert werden könnten. Zwar waren 77,8 Prozent der PM1-Filter viruspositiv, bei PM2.5 lag der Wert jedoch nur bei 38,5 Prozent – ein Hinweis auf eine komplexere Dynamik der Aerosolverbreitung.
Langzeitmessung als Qualitätsmerkmal
Die Studie hebt sich von bisherigen Untersuchungen durch die Länge und Kontinuität der Messungen ab: Anders als frühere Arbeiten, die meist auf stichprobenartige Kurzzeitmessungen von 15 Minuten bis wenigen Stunden setzten, wurden hier kontinuierliche Proben über 24 bis 48 Stunden, teils sogar über sieben Tage hinweg genommen. Dies ermögliche belastbare Aussagen über die tatsächliche Belastung und ihre zeitliche Dynamik, so die Autoren.
Kontext: Hohe Impfquote, dennoch Omikron-Welle
Zum Zeitpunkt der Messungen – zwischen Dezember 2021 und Mai 2022 – war ein Großteil der griechischen Bevölkerung bereits vollständig geimpft, viele auch geboostert. Dennoch war das Virus nach wie vor in der Luft nachweisbar – ein Umstand, den die Forschenden mit der hohen Übertragbarkeit der damals dominierenden Omikron-Variante erklären. Diese verbreitete sich laut Studien rund 3,2-mal schneller als der vorangegangene Delta-Stamm.
Luftreiniger als erste Verteidigungslinie
Die Studie unterstreicht einmal mehr, dass die Pandemie längst nicht vorbei ist – und dass technische Maßnahmen wie Luftreiniger und moderne Lüftungssysteme in Spitälern, Schulen, öffentlichen Einrichtungen und Büros weiterhin eine zentrale Rolle spielen sollten. Die Forschenden plädieren dafür, Luftqualität als festen Bestandteil jeder Pandemie- und Infektionsschutzstrategie zu etablieren.
Quelle: Frydas I. S. et al. (2025): SARS-CoV-2 airborne detection within different departments of a COVID-19 hospital building and evaluation of air cleaners in air viral load reduction. Journal of Aerosol Science, https://doi.org/10.1016/j.jaerosci.2025.106587
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