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China gestärkt, USA isoliert: Trumps Handelsdebakel im Faktencheck

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦    

KOMMENTAR

 

Der einzige positive Aspekt der "Einigung" zwischen den USA und China bei den Zöllen ist die Feststellung, dass es erstens doch Kontrollstrukturen für Trumps Politik gibt und dass der zweitens keine Probleme hat, sich binnen weniger Tage maximal zu revidieren. Letzteres liegt wohl daran, dass er jeden Irrtum und jede Niederlage als großartigen Sieg feiert - und genug Trottel ihm das glauben.

 

Erneut empfehle ich das WSJ dazu, das es sogar im erzkonservativen Meinungsteil nicht anders formuliert: Trump hat krachend verloren. Der Beitrag formuliert auch sehr klar die desolate Situation nebst den vergebenen Chancen. Statt eine Allianz gegen China zu bilden - da war Obama bereits gut unterwegs - und deren unstrittig protektionistische Handelspolitik aufzubrechen, hat Trump nun die USA isoliert und die Position Chinas gestärkt. Das von Trump gefeierte Abkommen mit UK nennt das WSJ zurecht "mickrig", die engsten Handelspartner Mexiko und Kanada stehen schlechter da als China, der wichtigste Handelspartner, die EU, ist verprellt und China hat seine Muskeln erfolgreich spielen lassen, ohne substanziell etwas zu geben.

 

Ich hatte dazu zuletzt geschrieben, dass die Zeit für eine Umkehr dieser verirrten Politik nicht endlos ist. Die Märkte feiern das jetzt, zweifellos zurecht. Aber der Schaden ist noch unklar und keineswegs revidiert. Klar ist nur, dass die Zahlen das Scheitern von Trump eindrucksvoll belegen werden. Wegen der Hamsterkäufe, die jetzt aufgrund der Unsicherheit erneut einsetzen, wird die Handelsbilanz der USA genau das Gegenteil der Trump'schen Ziele ergeben und die Zölle werden auch keine relevanten Einnahmen bringen.

 

Da zugleich Verbrauchervertrauen, Investitionen und Finanzierungsbedingungen zusammengebrochen sind, ist es unklar, ob das Land aus der begonnen Rezession mit Stagflation heraus kommt. Die Notenbank wird die Zinsen - auch die langfristigen - runter prügeln und die Wirtschaft mit Liquidität aufpumpen müssen, parallel werden die Staatsschulden steigen. Ein finanzpolitisch riskantes Experiment, da die Eckdaten ganz andere als zur Finanz- und Corona-Krise sind, denn es gibt veritable Inflationsgefahren und der Dollar genießt nicht mehr die Alleinstellung.

 

Die Märkte feiern die kurzfristige Entspannung und die erwartete Notenbankpolitik. Die noch offenen strukturellen Probleme bewerten sie bisher nicht. Man wird sehen, wie die Schlussrechnung aussieht. Die liegt noch lange nicht vor.


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