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Langfristige kardiovaskuläre Folgen von SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen: Eine Kohortenstudie unter Verwendung elektronischer Gesundheitsakten

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ S. Koller 

 

Die Langzeitfolgen von SARS-CoV-2-Infektionen, auch als post-akute sequelae (PASC) bekannt, betreffen nicht nur Erwachsene, sondern zunehmend auch Kinder und Jugendliche. Eine umfassende Studie, die kürzlich in Nature Communications veröffentlicht wurde, beleuchtet die kardiovaskulären Auswirkungen einer COVID-19-Infektion in der jungen Bevölkerung. Forscher um Bingyu Zhang und Kollegen analysierten Daten von über 1,2 Millionen Personen, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass infizierte junge Menschen signifikant häufiger an verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, einschließlich Bluthochdruck, Arrhythmien, Myokarditis und sogar kardiogenem Schock.

 

Methodik und Kohorte

Für ihre Kohortenstudie verwendeten die Forscher elektronische Gesundheitsdaten aus 19 Kinderkliniken und Gesundheitsinstitutionen der USA, die im Rahmen des RECOVER-Konsortiums zwischen März 2020 und September 2023 gesammelt wurden. Die Kohorte umfasste 297.920 SARS-CoV-2-positive Kinder und 915.402 SARS-CoV-2-negative Kontrollpersonen, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten nach der Infektion oder dem Indexdatum nachverfolgt wurden. Die Studie untersuchte nicht nur die allgemeine kardiovaskuläre Gesundheit, sondern differenzierte auch nach dem Vorhandensein von angeborenen Herzfehlern (CHDs), da diese die Entwicklung von PASC-Komplikationen beeinflussen könnten.

 

Ergebnisse: Kardiovaskuläre Risiken bei Kindern mit und ohne angeborene Herzfehler

Die Studie stellte fest, dass Kinder und Jugendliche nach einer SARS-CoV-2-Infektion ein signifikant erhöhtes Risiko für eine Vielzahl von kardiovaskulären Erkrankungen hatten. Besonders auffällig waren:

  • Hypertension (Bluthochdruck)
  • Ventrikuläre Arrhythmien
  • Myokarditis und Perikarditis (Entzündung des Herzmuskels und des Herzbeutels)
  • Herzinsuffizienz und Kardiomyopathie (Herzschwäche und Muskelerkrankung des Herzens)
  • Kardiogener Schock (Herzbedingte Kreislaufinsuffizienz)
  • Thromboembolismus (Blutgerinnsel und ihre Folgekomplikationen)
  • Brustschmerzen und Palpitationen (Herzklopfen)

Diese Risiken traten sowohl bei Kindern mit als auch ohne angeborene Herzfehler auf, wobei bei letzterer Gruppe insbesondere das Risiko für Myokarditis und perikardiale Entzündungen erhöht war. Auch bei Kindern, die vor der Infektion keine kardiovaskulären Vorerkrankungen hatten, war das Risiko für diese Zustände höher als bei den nicht infizierten Kontrollgruppen.

 

Besonders bemerkenswert war der hohe Anstieg an Myokarditis und Perikarditis, was mit anderen Studien übereinstimmt, die einen Anstieg entzündlicher Herzkrankheiten nach einer COVID-19-Infektion in allen Altersgruppen dokumentierten. Ein weiteres interessantes Ergebnis war das erhöhte Risiko für Vorhofflimmern bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern.

 

Bedeutung der Ergebnisse und klinische Implikationen

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer intensiven Nachbeobachtung und frühzeitigen Intervention bei Kindern und Jugendlichen, die an COVID-19 erkrankt sind. Auch wenn die Mehrheit der betroffenen Kinder keine schweren akuten Komplikationen durch COVID-19 erlebte, zeigen die kardiovaskulären Langzeitfolgen, dass die Pandemie auch bei jungen Menschen langfristige gesundheitliche Auswirkungen hat. Die Studie betont, dass Gesundheitsdienstleister über das erhöhte Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach einer COVID-19-Infektion informiert sein sollten, um rechtzeitig diagnostische Tests und therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie ist die Erkenntnis, dass auch Kinder ohne bekannte Herzprobleme einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen ausgesetzt sind. Dies könnte Auswirkungen auf die klinische Praxis haben, insbesondere bei der Betreuung von Kindern mit COVID-19 und der Einschätzung ihrer kardiovaskulären Risiken.

 

Fazit und Ausblick

Diese Forschung liefert wichtige neue Erkenntnisse über die kardiovaskulären Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion bei Kindern und Jugendlichen. Angesichts der Zunahme von post-akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach einer SARS-CoV-2-Infektion ist es entscheidend, dass Ärzte und Gesundheitseinrichtungen geeignete Ressourcen bereitstellen, um eine kontinuierliche kardiologische Überwachung und eine frühzeitige Intervention zu ermöglichen. Weitere Forschungen sind notwendig, um die genauen Mechanismen hinter den erhöhten kardiovaskulären Risiken zu verstehen und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien zu entwickeln, die den langfristigen Gesundheitsbedarf dieser jungen Patienten adressieren.

 

 

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