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APHA fordert Rücktritt von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. – „Gefahr für die öffentliche Gesundheit“

DMZ – GESUNDHEIT ¦ Sarah Koller

 

Washington D.C., 10. April 2025 – In einer beispiellosen Stellungnahme hat die American Public Health Association (APHA), die älteste und größte Fachorganisation für öffentliche Gesundheit in den USA, den Rücktritt des erst kürzlich ernannten Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. gefordert. Grund seien schwerwiegende Vorwürfe, die von mangelnder wissenschaftlicher Integrität bis hin zu gesundheitsgefährdenden politischen Entscheidungen reichen.

 

Der Geschäftsführer der APHA, Dr. Georges Benjamin, kritisierte Kennedy in einer öffentlich verbreiteten Erklärung scharf. Kennedy habe sowohl in seiner Haltung als auch in seinen Handlungen wiederholt „wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert“ und zeige „eine implizite und explizite Voreingenommenheit gegenüber evidenzbasierter Medizin“.

 

Tiefgreifende Kritik aus dem Herzen der Gesundheitswissenschaft

„Als Arzt habe ich geschworen, keinen Schaden zu verursachen – und ich bin verpflichtet, meine Stimme zu erheben, wenn andere genau das tun“, so Benjamin. „Robert Kennedy Jr. gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung. Er sollte zurücktreten oder entlassen werden.“

 

Laut Benjamin ist es das erste Mal in der über 150-jährigen Geschichte der Organisation, dass sie explizit zum Rücktritt eines amtierenden Gesundheitsministers aufruft. Dieser Schritt erfolgte nach interner Beratung innerhalb der Organisation, die Zehntausende Fachleute aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit vereint und auch das angesehene American Journal of Public Health herausgibt.

 

Maßnahmen, die Leben kosten könnten

Besondere Sorge bereitet der APHA die jüngste Welle von Stellenstreichungen in zentralen Bundesbehörden wie der Food and Drug Administration (FDA) und den Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Benjamin bezeichnete diese Kürzungen als „Beispiel schlechtester und gedankenloser Verwaltung“, die die Schlagkraft der wichtigsten Institutionen im Kampf für die öffentliche Gesundheit massiv untergrabe.

 

Zuvor hatte Kennedy den Rücktritt von Dr. Peter Marks erzwungen, dem ehemaligen Leiter des FDA-Zentrums für Biologische Produkte, der maßgeblich an der Entwicklung des ersten COVID-19-Impfstoffs im Rahmen von „Operation Warp Speed“ beteiligt war. Auch diese Personalentscheidung wurde von Fachkreisen scharf kritisiert.

 

Impfgegnerisches Gedankengut und pseudomedizinische Empfehlungen

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft Kennedys Umgang mit dem aktuellen Masernausbruch in Texas. Anstatt sich klar für Impfungen auszusprechen, habe er auf Vitamin-A-Gaben als alternative Maßnahme verwiesen – ein Vorgehen, das laut APHA nicht nur unwissenschaftlich sei, sondern in der Vergangenheit nachweislich zu gesundheitlichen Schäden bei Kindern geführt habe.

 

Zusätzlich habe Kennedy eine bekannte Impfkritikerin beauftragt, die längst widerlegte Hypothese eines Zusammenhangs zwischen Kinderimpfungen und Autismus erneut zu untersuchen. Auch plane er, die CDC anzuweisen, die Empfehlung zur Trinkwasserfluoridierung aufzugeben – ein wissenschaftlich bewährter Standard zur Verbesserung der Zahngesundheit.

 

Verantwortung des Amtes verkannt

Benjamin, der selbst jahrelang als oberster Gesundheitsbeamter in Maryland und Washington D.C. tätig war, betonte im Interview, wie groß die Verantwortung eines Gesundheitsministers sei. „Worte eines Gesundheitsexperten haben Gewicht. Wenn sie von Regierungsseite kommen, geht man davon aus, dass sie faktenbasiert und geprüft sind. Doch das trifft hier nicht zu.“

 

Er habe sich deshalb gemeinsam mit seinem Team und weiteren führenden Persönlichkeiten innerhalb der APHA dazu entschlossen, öffentlich Stellung zu beziehen. „Wir sehen es als unsere Pflicht. Dieser Minister richtet Schaden an.“

 

Keine Stellungnahme von HHS

Das US-Gesundheitsministerium (HHS) wurde laut Medienberichten um eine Stellungnahme gebeten, hat bislang jedoch nicht reagiert.

 

 

 

Hintergrund:

Robert F. Kennedy Jr. ist für seine impfkritischen Positionen seit Jahren umstritten. Seine Ernennung zum Gesundheitsminister durch die aktuelle Regierung hatte bereits im Vorfeld große Skepsis bei Gesundheitsexperten ausgelöst. Die aktuellen Entwicklungen bestätigen laut APHA nun die schlimmsten Befürchtungen.


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