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Dübendorf – Toxische Algenblüten stellen eine wachsende Herausforderung für Seen weltweit dar. Sie können nicht nur ökologische Schäden verursachen, sondern auch gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier bedeuten. Forschende des Wasserforschungsinstituts Eawag haben nun herausgefunden, dass es kein universelles Verfahren zur Vorhersage solcher Blüten gibt. Vielmehr sind spezifische Indikatormoleküle für jeden See notwendig.
Individuelle Indikatoren statt allgemeiner Leitwerte
Cyanobakterien, umgangssprachlich als Blaualgen bekannt, können sich in den Sommermonaten rasant vermehren und dabei Giftstoffe freisetzen. Um rechtzeitig Maßnahmen wie Badeverbote ergreifen zu können, setzen Behörden auf Monitoring-Programme, die typische Biomoleküle wie Chlorophyll messen. Doch eine neue Studie der Eawag zeigt: Diese Standardindikatoren sind nicht in jedem See verlässlich.
Am Beispiel des Greifensees konnten die Forschenden belegen, dass klassische Marker wie Chlorophyll und von der WHO empfohlene Indikatormoleküle dort wenig Vorhersagekraft besitzen. Stattdessen identifizierten sie vier spezifische Biomoleküle, die das Auftreten toxischer Blüten für diesen See zuverlässig anzeigen.
Warum universelle Indikatoren nicht ausreichen
„Im nordamerikanischen Lake Erie funktioniert Chlorophyll hervorragend als Indikator, weil Cyanobakterien dort die Hauptquelle dafür sind“, erklärt Umweltchemikerin Elisabeth Janssen. „Im Greifensee hingegen beeinflussen andere Algen das Signal, sodass sich kein allgemeingültiges Verfahren ableiten lässt.“
Diese Erkenntnisse basieren auf einem fünfjährigen Forschungsprojekt, in dem 850 Wasserproben aus dem Greifensee untersucht wurden. Insgesamt wurden 35 Biomoleküle regelmäßig detektiert und ihre Konzentrationen mit dem Auftreten von Cyanobakterien in Zusammenhang gebracht.
Neue Strategie für genauere Vorhersagen
Die Forschenden empfehlen eine Kombination aus chemischen Analysen und biologischen Methoden. Neben den vier identifizierten Indikatoren sollten auch Zellzahlen der Cyanobakterien sowie genetische Marker zur Bestimmung der Arten eingesetzt werden. Dies würde eine robustere Einschätzung des Risikos von toxischen Blüten ermöglichen.
Ausblick: Untersuchung ufernaher Proben
Bisher wurden Wasserproben aus dem offenen Seebereich analysiert. Doch auch benthische Cyanobakterien, die am Grund des Sees wachsen und an die Oberfläche gelangen, können giftige Substanzen freisetzen. Diese könnten in Ufernähe eine akute Gefahr für Menschen und Tiere darstellen. Die Eawag wird daher ab 2025 gezielt ufernahe Proben analysieren.
Hintergrund: Was sind Blaualgen?
Trotz ihres Namens sind Blaualgen keine Algen, sondern Bakterien. Sie gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde und betreiben Fotosynthese. Einige Arten produzieren Giftstoffe, die für Menschen und Tiere gefährlich sein können. Besonders in stehenden Gewässern können sie sich massenhaft vermehren und dabei toxische Blüten bilden.
Herausgeber
www.eawag.ch
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