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Bern – Die jüngst angekündigten Zollerhöhungen der US-Regierung haben direkte Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft. Der Bundesrat hat diese Entwicklungen zur Kenntnis genommen und prüft die möglichen Konsequenzen für die schweizerische Wirtschaft. Er steht in engem Austausch mit den betroffenen Branchen sowie den US-Behörden und hat das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) beauftragt, Vorbereitungen für eine diplomatische Lösung aufzunehmen.
Hohe Zollbelastung für Schweizer Exporteure
Die von der US-Regierung beschlossenen Zölle orientieren sich an den Handelsdefiziten der USA gegenüber einzelnen Staaten. Während für die EU-Zusatzzölle von 20 Prozent, für das Vereinigte Königreich 10 Prozent und für Japan 24 Prozent vorgesehen sind, sollen Schweizer Exporte in die USA mit 31 bis 32 Prozent besteuert werden. Diese Einstufung ist aus Sicht des Bundesrats nicht nachvollziehbar. Er wird daher in den Gesprächen mit den US-Behörden auf eine Klärung und mögliche Anpassungen drängen.
Die Zollerhöhungen erfolgen in zwei Stufen: Ab dem 5. April 2025 werden alle betroffenen Schweizer Exporte mit einem Zusatzaufschlag von 10 Prozent belegt, bevor am 9. April weitere 21 Prozent hinzukommen. Besonders betroffen sind dabei Maschinenbau, Uhrenindustrie sowie landwirtschaftliche Produkte wie Kaffeekapseln, Energydrinks, Käse und Schokolade. Die Pharmaindustrie bleibt zunächst von den Massnahmen ausgenommen, jedoch wurden separate Beschlüsse angekündigt.
Konjunkturelle Auswirkungen
Die Expertengruppe Konjunkturprognosen hatte am 18. März 2025 bereits ein unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum für die Jahre 2025 und 2026 prognostiziert. Die nun beschlossenen Zölle könnten diese Entwicklung weiter dämpfen, nicht nur durch ihre direkten Effekte auf die Schweizer Exporte, sondern auch durch die erwartete Abkühlung der internationalen Wirtschaft.
Der Bundesrat hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) damit beauftragt, die Auswirkungen der Maßnahmen detailliert zu analysieren und gegebenenfalls Vorschläge für Gegenmassnahmen auszuarbeiten. Unternehmen, die von den neuen US-Zöllen betroffen sind, wird empfohlen, sich an die zuständigen US-Behörden (US Customs and Border Protection) zu wenden sowie mit Importeuren und Zollagenten in den USA Kontakt aufzunehmen. Die ExportHelp-Dienste von Switzerland Global Enterprise (S-GE) stehen den betroffenen Firmen ebenfalls beratend zur Seite.
Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA
Die USA sind nach der EU der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz. Der bilaterale Handel mit Waren und Dienstleistungen ist in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich gewachsen. Die Schweiz rangiert auf Platz sechs der ausländischen Investoren in den USA und steht an erster Stelle bei Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung. Die Handelsbilanz zwischen beiden Ländern ist weitgehend ausgeglichen: Während die USA einen Überschuss bei den Dienstleistungsexporten verzeichnen, fällt der Warenüberschuss zugunsten der Schweiz aus, insbesondere durch den Export chemisch-pharmazeutischer Produkte und den Goldhandel.
Die Schweiz hat per 1. Januar 2024 sämtliche Industriezölle abgeschafft, wodurch 99 Prozent der US-Exporte in die Schweiz zollfrei bleiben. Zudem gibt es keine marktverzerrenden Industriesubventionen. Vor diesem Hintergrund sieht der Bundesrat in den neuen US-Zöllen keinen sachlichen Grund und strebt eine konstruktive Klärung mit Washington an.
Keine unmittelbaren Gegenmassnahmen geplant
Der Bundesrat ist der Auffassung, dass eine Eskalation der Handelsspannungen nicht im Interesse der Schweiz liegt. Gegenmassnahmen könnten zu einer Verteuerung von Importen aus den USA führen, was sich negativ auf die Schweizer Wirtschaft auswirken würde. Daher sind derzeit keine direkten Vergeltungszölle vorgesehen.
Im Einklang mit seiner aussenpolitischen und aussenwirtschaftlichen Strategie setzt die Schweiz weiterhin auf diversifizierte Handelsbeziehungen und den offenen Dialog mit ihren internationalen Partnern.
Herausgeber
Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html
Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung
http://www.wbf.admin.ch
Eidgenössisches Finanzdepartement
https://www.efd.admin.ch/de
Staatssekretariat für internationale Finanzfragen
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