
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Washington – Eine groß angelegte russische Desinformationskampagne mit dem Codenamen „Good Old USA“ zielte darauf ab, die US-Präsidentschaftswahl 2024 zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Dies geht aus entsiegelten Gerichtsdokumenten des US-Justizministeriums hervor, die im September 2024 veröffentlicht wurden. Die Operation, orchestriert von der Moskauer Social Design Agency (SDA) unter Leitung von Ilya Gambashidze, nutzte gefälschte Nachrichtenportale, Social-Media-Werbung und ein Netzwerk von Influencern, um die amerikanische Öffentlichkeit zu manipulieren.
Ein gezielter Plan
Die Kampagne verfolgte ein klares Ziel: den Fokus der Wähler auf innenpolitische Probleme wie Inflation und hohe Benzinpreise zu lenken und damit die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. „Die USA sollten ihre Ressourcen im eigenen Land einsetzen, statt sie in der Ukraine zu verschwenden“, lautete eine zentrale Botschaft, die an konservative Wähler in Swing-Staaten wie Pennsylvania, Michigan und Georgia gerichtet war. Die Planungsdokumente zeigen, dass die SDA bewusst darauf verzichtete, Trump als prorussisch darzustellen – ein Ansatz, der als wenig glaubwürdig galt. Stattdessen wurden isolationistische Narrative wie „Truppen nach Hause“ und „Frieden durch territoriale Zugeständnisse“ verstärkt.
Methoden der Manipulation
Die SDA setzte auf bewährte Taktiken der hybriden Kriegsführung. Gefälschte Nachrichten-Websites, die westliche Medien wie CNN oder die BBC imitierten, verbreiteten gezielte Propaganda. Parallel dazu wurden Millionen Dollar in Social-Media-Kampagnen investiert, insbesondere auf Plattformen wie Facebook. Ein Netzwerk von über 2.800 Influencern weltweit, davon rund 20 Prozent in den USA, wurde mobilisiert, um „traditionelle Werte“ und russlandfreundliche Botschaften zu verbreiten. Besonders im Fokus: die Gaming-Community auf Plattformen wie Reddit und 4chan, die als „Rückgrat rechter Trends“ identifiziert wurde.
Rechtliche Konsequenzen
Das US-Justizministerium reagierte mit der Beschlagnahmung von 32 Internet-Domains, die mit der Kampagne verknüpft waren. Die Operation verstieß gegen US-Geldwäsche- und Markenrechtsgesetze. Ermittlungen brachten die Kampagne mit Sergei Kiriyenko in Verbindung, einem hochrangigen Kreml-Beamten. Ilya Gambashidze, der bereits wegen früherer Desinformationsaktivitäten sanktioniert ist, gilt als Schlüsselfigur hinter der SDA.
Ein globales Muster
„Good Old USA“ ist Teil eines größeren Netzwerks namens „Doppelgänger“, das auch Länder wie Deutschland und Israel ins Visier nahm. Experten sehen darin einen Beleg für Russlands Strategie, bestehende gesellschaftliche Spaltungen in westlichen Demokratien auszunutzen. „Das ist kein Einzelfall, sondern ein systematischer Angriff auf demokratische Prozesse“, sagt Anna Reynolds, Expertin für Desinformation an der Georgetown University.
Reaktionen und Ausblick
Während russische Stellen die Vorwürfe wie üblich zurückweisen, betonen US-Behörden die Dringlichkeit, solche Bedrohungen ernst zu nehmen. Die Enthüllungen werfen Fragen auf: Wie verwundbar sind moderne Demokratien gegenüber hybrider Kriegsführung? Und welche Lehren ziehen die USA aus dieser Episode für künftige Wahlen? Die Antworten könnten entscheidend sein, um das Vertrauen in den demokratischen Prozess zu sichern.
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