
DMZ – WIRTSCHAFT ¦ Sarah Koller
Washington, D.C., – Mit seiner jüngsten Ankündigung sorgt US-Präsident Donald Trump erneut für Schlagzeilen: Die US-Regierung plant, eine staatliche Reserve von Bitcoin aufzubauen. Während Krypto-Anleger begeistert reagieren, wächst unter Ökonomen und Finanzexperten die Sorge über die wirtschaftlichen und politischen Folgen eines derart beispiellosen Schrittes.
Politisches Kalkül oder finanzielle Weitsicht?
Trumps Initiative passt ins Bild seiner wirtschaftspolitischen Strategie: Seit seinem Amtsantritt hat er regulatorische Hürden für digitale Währungen abgebaut und sich als Unterstützer der Branche inszeniert. Schon im Wahlkampf 2024 hatte er gezielt um die Stimmen der Krypto-Community geworben – einer Wählergruppe, die sich zunehmend politisch organisiert.
Doch Kritiker halten Trumps Vorstoß für riskant. Ein von Republikanern vorgelegter Gesetzesentwurf sieht vor, dass das US-Finanzministerium eine Million Bitcoin erwerben soll – eine Maßnahme, die nicht nur enorme staatliche Mittel binden, sondern auch weitreichende Konsequenzen für die Finanzmärkte haben könnte. „Ein solch massiver staatlicher Eingriff in einen volatilen Markt birgt unkalkulierbare Risiken“, warnt die Finanzökonomin Kathryn Peterson von der Harvard Business School.
Euphorie an den Märkten – aber mit Risiken
Nach der Ankündigung schnellten die Kurse führender Kryptowährungen in die Höhe. Während Investoren die Aussicht auf staatliche Unterstützung feiern, mahnen Experten zur Vorsicht: Bitcoin ist eine spekulative Anlage mit extremen Preisschwankungen. Eine staatliche Aufkaufstrategie könnte künstliche Nachfrage erzeugen – und damit eine Blase entstehen lassen.
„Kurzfristig könnte das die Kurse stabilisieren“, erklärt der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman. „Aber ob eine staatlich kontrollierte Krypto-Reserve wirtschaftlich tragfähig ist, bleibt fraglich.“ Kritiker befürchten zudem, dass der Staat mit seinem massiven Kapitaleinsatz den Markt verzerrt und bestimmte Akteure bevorzugt.
Einflussnahme und Interessenkonflikte
Besonders heikel: Mehrere enge Berater Trumps haben enge Verbindungen zur Krypto-Industrie. Dass ausgerechnet unter seiner Regierung mehrere laufende Verfahren der US-Börsenaufsicht SEC gegen Krypto-Unternehmen eingestellt wurden, wirft Fragen auf. Trump selbst hatte Kryptowährungen noch 2019 als „Betrug“ bezeichnet – heute preist er sie als wirtschaftliche Zukunftschance an.
Die Lockerung der Regulierung könnte zudem weitreichende Folgen für die Marktstabilität haben. „Es braucht ein ausgewogenes Maß an Kontrolle“, warnt Peterson. „Sonst besteht die Gefahr, dass Spekulanten profitieren, während Kleinanleger und Steuerzahler das Risiko tragen.“
Ein Wendepunkt oder ein Wahlkampftrick?
Es bleibt abzuwarten, ob es sich dabei um einen nachhaltigen wirtschaftspolitischen Kurswechsel handelt – oder ob Trump vor allem kurzfristige politische Ziele verfolgt. Während die Krypto-Branche jubelt, stellen sich zentrale Fragen: Kann sich der Staat langfristig in einem so volatilen Markt behaupten?
Und wer trägt letztlich das Risiko, wenn die Blase platzt?
Die kommenden Monate dürften zeigen, ob sich Trumps Plan als Weichenstellung erweist oder ob die USA am Ende eine riskante Spekulation auf Kosten der Steuerzahler eingehen.
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