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Bern – In einem bedeutenden Schritt zur Aufklärung über antimuslimischen Rassismus hat das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) die erste umfassende Studie zu dieser spezifischen Form des Rassismus in der Schweiz durchgeführt. Die Untersuchung beleuchtet sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die konkreten Erfahrungen von betroffenen Personen und formuliert gezielte Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Phänomens.
Antimuslimischer Rassismus umfasst diskriminierende Denkmuster, Wahrnehmungen und Handlungen, die sich gegen Musliminnen und Muslime oder als muslimisch wahrgenommene Menschen richten. Die Studie zeigt auf, dass Betroffene immer wieder mit Ausgrenzung aufgrund ihrer wahrgenommenen religiösen Zugehörigkeit konfrontiert sind – sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Alltag. Diese Erfahrungen, zusammen mit weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen, wurden in der Studie "Antimuslimischer Rassismus in der Schweiz" zusammengefasst. Die Untersuchung wurde zwischen 2023 und 2024 durchgeführt und stellt die erste umfassende Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Schweiz dar.
Ziele und Methodik der Studie
Die Studie verfolgt zwei Hauptziele: Erstens liefert sie eine wissenschaftlich fundierte Definition von antimuslimischem Rassismus und zweitens stellt sie die Erfahrungen betroffener Personen in den Mittelpunkt. Im Rahmen qualitativer Befragungen wurde untersucht, wie sich antimuslimischer Rassismus auf das Leben der Menschen auswirkt, welche Bewältigungsstrategien sie entwickeln und welche gesellschaftlichen Strukturen diesen Rassismus verstärken. Diese differenzierte Herangehensweise ermöglicht ein umfassendes Verständnis des Phänomens und ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung gezielter Präventionsmaßnahmen.
Handlungsempfehlungen zur Prävention
Die Studie schließt mit konkreten Empfehlungen, um antimuslimischen Rassismus in der Schweiz wirkungsvoll zu bekämpfen. Dazu gehören unter anderem der Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Betroffene sowie eine verstärkte Sensibilisierung von Institutionen und der breiten Öffentlichkeit. Ein zentraler Punkt ist die Empfehlung, einen intersektionalen Ansatz zu verfolgen, der berücksichtigt, dass Diskriminierungserfahrungen oft mehrere Dimensionen gleichzeitig betreffen – beispielsweise in Bezug auf religiöse Zugehörigkeit und Geschlecht. Dieser Ansatz soll dazu beitragen, den spezifischen Bedürfnissen betroffener Gruppen besser gerecht zu werden.
Die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie fließen auch in die nationale Strategie gegen Rassismus und Antisemitismus ein, die in den kommenden Monaten unter der Leitung der FRB weiterentwickelt wird.
Antimuslimischer Rassismus im Kontext des schweizerischen Rassismus-Monitorings
Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung hat auf Bundesebene den Auftrag, Rassismus und Antisemitismus zu bekämpfen. Dies umfasst sowohl präventive Maßnahmen als auch die Förderung von Menschenrechten. Die vorliegende Studie ist Teil des umfassenden Rassismus-Monitorings der FRB, das bereits frühere Untersuchungen zu strukturellem Rassismus, Antisemitismus und anti-schwarzem Rassismus in der Schweiz durchgeführt hat. Sie schließt eine bislang bestehende Forschungslücke im Bereich des antimuslimischen Rassismus und trägt dazu bei, eine fundierte Basis für zukünftige Präventionsmaßnahmen zu schaffen.
Obwohl rassistische Vorurteile gegenüber Muslimen in der Schweiz verbreitet sind – wie regelmäßig durch Erhebungen des Bundesamts für Statistik dokumentiert – wurde das Thema bislang nur unzureichend erforscht. Die Studie des SZIG stellt nun einen wichtigen Schritt dar, um diese Wissenslücke zu schließen und eine gezielte, evidenzbasierte Prävention zu entwickeln.
Fazit und Ausblick
Die Studie "Antimuslimischer Rassismus in der Schweiz" ist ein bedeutender Beitrag zur Erforschung und Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund religiöser Zugehörigkeit. Sie liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse zu den Auswirkungen von antimuslimischem Rassismus, sondern gibt auch klare Empfehlungen für die praktische Prävention. Es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, den antimuslimischen Rassismus in der Schweiz langfristig zu verringern und den betroffenen Menschen ein Leben in einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft zu ermöglichen.
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