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Neues Fledermaus-Coronavirus könnte menschliche Zellen infizieren

DMZ –FORSCHUNG ¦ Sarah Koller ¦(Grafik: cell.com)

 

Ein internationales Forschungsteam hat ein neues Coronavirus entdeckt, das potenziell auf den Menschen übertragbar sein könnte. Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Cell veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Virus HKU5-CoV-2 menschliche Zellen effizient infizieren kann. Die Wissenschaftler warnen vor einem möglichen zoonotischen Risiko.

 

Neue Erkenntnisse zur Virusübertragung

HKU5-CoV-2 gehört zur Gruppe der sogenannten Merbecoviren, zu denen auch das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) zählt. Bereits seit 2006 ist ein früherer Stamm des HKU5-Virus bekannt, doch die aktuelle Studie zeigt, dass sich das Virus weiterentwickelt hat und nun das menschliche Enzym ACE2 als Eintrittspforte in Zellen nutzen kann – eine Eigenschaft, die es mit SARS-CoV-2, dem Erreger von COVID-19, teilt.

 

Mithilfe hochauflösender Kryo-Elektronenmikroskopie konnten die Forschenden den Mechanismus entschlüsseln, mit dem HKU5-CoV-2 an ACE2 bindet. Die Analyse zeigte, dass das Virus eine eigene, von anderen Merbecoviren abweichende Methode zur Bindung nutzt. Interessanterweise weist die Struktur Ähnlichkeiten zu Sarbecoviren wie SARS-CoV-2 auf.

 

Zoonotisches Risiko: Zwischenwirt als möglicher Faktor

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass HKU5-CoV-2 ein potenzielles Risiko für eine Übertragung auf den Menschen darstellt. Bereits zuvor wurde MERS-CoV in Tieren wie Kamelen und Schuppentieren nachgewiesen, die als Zwischenwirte fungieren könnten. Die Wissenschaftler betonen, dass eine artenübergreifende Übertragung möglich sei und das Virus durch direkte oder indirekte Kontakte in den menschlichen Infektionskreislauf gelangen könnte.

 

Noch offene Fragen und weiterführende Forschung

Trotz der alarmierenden Erkenntnisse handelt es sich bei der Studie um eine Laboruntersuchung. Ob und wie leicht sich das Virus in der realen Welt auf den Menschen übertragen kann, bleibt unklar. Weitere Forschungen sind notwendig, um das genaue Risiko einer zoonotischen Übertragung besser einschätzen zu können.

 

Experten rufen dazu auf, die Überwachung von Coronaviren in Wildtieren zu intensivieren. "Die Evolution dieser Viren zeigt, dass sie sich immer wieder an neue Wirte anpassen können. Es ist entscheidend, potenzielle Pandemien frühzeitig zu erkennen und zu verhindern", erklärte eine der Studienautorinnen, die Virologin Shi Zhengli vom Institut für Virologie in Wuhan.

 

Bedeutung für die Pandemie-Prävention

Die Studie verdeutlicht, dass die Erforschung von Coronaviren in Wildtieren essenziell ist, um zukünftige Pandemien zu vermeiden. Frühere Ausbrüche wie SARS und COVID-19 haben gezeigt, wie schnell zoonotische Viren von Tieren auf Menschen übergehen können.

 

Obwohl das volle Risiko von HKU5-CoV-2 noch unklar ist, unterstreichen die Ergebnisse der Studie die Notwendigkeit, Tiermärkte, Wildtierhandel und den menschlichen Kontakt mit potenziellen Zwischenwirten strenger zu regulieren. Die Wissenschaftler fordern zudem eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, um die Entstehung neuer Erreger besser zu überwachen und zu verstehen.

 

Mit einer wachsenden Bedrohung durch zoonotische Viren bleibt die Prävention der beste Schutz vor einer weiteren globalen Gesundheitskrise.

 

 

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